Rezension

Ganz ok, aber keineswegs ein Thriller

Cupido - Jilliane Hoffman

Cupido
von Jilliane Hoffman

Der vermeintliche Thriller "Cupido" ist in drei unterschiedliche Teile untergliedert. Zu Beginn wird die Vorgeschichte der späteren Geschehnisse erläutert, gefolgt von der Gegenwart, die 12 Jahre später spielt und endet schließlich mit dem dritten Teil, der alles zusammenführt und die Auflösung preisgibt. Leider muss ich sagen, dass mir die Gegenwartsbeschreibung, der mittlere Teil, und somit quasi der Großteil der Geschichte missfallen hat. 
Das Buch startet so vielversprechend. Krank, brutal, verstörend, spannend, unerwartet. Genauso, wie ich mir einen Thriller vorstelle. Der Hauptteil dagegen zeichnet sich durch langweilige, eintönige Ermittlungen aus. Keine Spur mehr von einem Thriller. Es ist zwar in dem Sinne spannend, dass der Leser bis zum Schluss nicht richtig versteht und begreifen kann, was überhaupt los ist, aber zwischenzeitlich zieht sich das Ganze zu sehr. 
Der Schreibstil ist super und die Geschichte ist auch wirklich gut durchdacht, doch mich konnte diese Art der Geschichte nicht überzeugen. Ich würde dieses Buch nicht als einen Thriller bezeichnen, sondern eher als Krimi. 
Der Leser erfährt sehr detailliert, wie Staatsanwälte und Polizeibehörden arbeiten, um einen Kriminalfall zu lösen. Und das interessiert mich persönlich leider überhaupt nicht. 
Die Idee der Geschichte hätte genug Inhalt für einen grandiosen Thriller hergegeben, doch das Potenzial wurde nicht ausgeschöpft, bzw. der Fokus auf einen uninteressanten Faktor gesetzt. Das ist wirklich sehr schade. 
Mit den Charakteren stand ich ebenfalls ein bisschen auf dem Kriegsfuß. Ich bin mit ihnen nicht warm geworden. Sie waren auch nicht sehr tiefgründig und man hätte sie durch jeden X-beliebigen anderen Charakter austauschen können.
Der erste Teil war so brutal, dass ich kaum weiterlesen konnte, weil mich die Geschehnisse so mitgenommen haben. Alle weiteren Tatvorgänge waren dagegen kalt. Von der Tat her wiesen sie einen extrem hohen Grad an Brutalität auf, aber weil es rückblickend beschrieben wurde, hat es mich nicht gepackt. Da hatte ich noch genug Distanz, um dass es mich erdrückt hätte. 
Die Auflösung im dritten Teil entspricht dann schon eher meinen Vorstellungen eines Thrillers, aber diese entfaltete sich gerade mal auf den letzten paar Seiten und hatte nicht viel Spielraum. Es wirkte so, als müsste es jetzt schnell enden und ging dementsprechend schnell vorüber. 

"Cupido" ist in meinen Augen kein Thriller, sondern ein Krimi, in dem es darum geht eine Tat aufzulösen. Und das Ganze größtenteils aus der Sicht einer Staatsanwältin. Die Idee ist klasse und hätte einen der schlimmsten Thriller bieten können, doch das wurde durch den ermüdenden mittleren Teil, der leider den Großteil ausmacht, verhindert. Ich hätte mir einen anderen Fokus gewünscht oder einen besseren Klappentext, der dem Leser keine falschen Hoffnungen macht. Denn für Krimifans wird dieses Buch bestimmt gut sein! Es ist keineswegs schlecht geschrieben, das Genre stimmte bei mir einfach nicht.