Rezension

Ganz schön, aber mir hat die Nähe zu den Protagonisten gefehlt

Die Ummauerte Stadt - Jan Reschke

Die Ummauerte Stadt
von Jan Reschke

Bewertet mit 3.5 Sternen

In einer düsteren Zukunft, in der es nicht mehr viele Perspektiven zu geben scheint, liegt die ummauerte Stadt. Umgeben von einer Kuppel, die den Bewohnern das Atmen ermöglicht, ist sie wie ein Gefängnis, denn es ist strengstens verboten, sie zu verlassen und wie die Sammler außerhalb nach nützlichen Gegenständen zu suchen. Einer dieser Sammler ist Jeremiah, der bei seinen geheimen Touren auf der Suche nach Gegenständen ist, die noch zu gebrauchen sind. Denn die Bewohner der ummauerten Stadt werden von der Regierung sehr kurz gehalten, erhalten nur das nötigste an Nahrungsmitteln und leben am Existenzminimum, während die Regierung und einige Werksmitarbeiter ein gutes Leben führen. Als die Regierung erneut die Regeln verstärkt, beschließen Jeremiah und sein Freund Goran, dass es so nicht mehr weitergehen kann und sie etwas unternehmen müssen..
In seinem Buch beschreibt Jan Reschke die düstere Stimmung, die in der ummauerten Stadt vorherrscht. Viele Bewohner sehen keine Perspektiven mehr und leben nur noch in Akzeptanz damit vor sich hin, während andere wie Jeremiah etwas gegen ihr Schicksal unternehmen wollen. Der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen, obwohl ich mich erst einmal daran gewöhnen musste, dass er aus einer sehr distanzierten Sicht schreibt. Anders als in vielen anderen Dystopien, bei denen es den typischen Helden gibt den man sofort ins Herz schließt, bewahrt man hier eine gewisse Distanz zu den einzelnen Protagonisten. Doch was ich anfänglich als etwas gewöhnungsbedürftig empfand, stelle sich später für mich als gut gelöst heraus- denn es passt perfekt zur ummauerten Stadt und der Stimmung, die dadurch erzeugt wird. Im Nachhinein fand ich es also doch sehr gut!
Die verschiedenen Protagonisten haben alle unterschiedliche Wege gefunden, mit ihrer Situation umzugehen. Während Jeremiah sich die Entscheidungen der Regierung nicht mehr mit ansehen kann und am liebsten mehr unternehmen würde, gibt es auch entgegengesetzte Sichtweisen wie die von Jeremiahs Freundin Riana, die es für besser hält, sich im Hintergrund zu halten und zu fügen, um nicht unnötig ins Visier der Regierung zu geraten. Alle Sichten fand ich sehr nachvollziehbar und gut erläutert, sodass ich selbst nicht so richtig wusste, was ich getan hätte, würde ich dort leben.
Inhaltlich ging es anfangs etwas ruhiger los und zog sich für mich etwas zu sehr in die Länge, da viel Zeit auf die Beschreibung der Missstände verwendet wird. Finde ich an sich auch eine gute Idee, allerdings wartete ich beim Lesen schon sehr drauf, dass nun endlich mal etwas passierte. Nach ca. der Hälfte des Buches ging für mich die Spannung zwar leider erst so richtig los, dafür aber umso mehr, dass sich die Spannung am Ende richtig zuspitze und es einen wundervoll aufregenden Abschluss gab.
Das Buch hat mir daher trotzdem gut gefallen! Es war mal etwas ganz anderes und auch der Schreibstil ein ganz anderer, der zwar für mich etwas gewöhnungsbedürftig durch die distanzierte Sicht war, den ich aber trotzdem richtig klasse und zur Geschichte passend empfand. Daher gibts von mir einen Daumen nach oben für das Erstlingswerk von Jan Reschke. :)
PS: Bevor ich das Buch gelesen habe, kannte ich den Papierverzierer Verlag noch nicht. Ich habe aber ein bisschen auf deren Seite gestöbert und dort viele schöne Bücher entdeckt, wenn ihr den Verlag also auch noch nicht kennt: Ein Besuch lohnt sich! :)