Rezension

Ganz Utgard ist in Aufruhr

Wächter der Weltenschlange - Bernhard Stäber

Wächter der Weltenschlange
von Bernhard Stäber

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der deutsche Autor, der 2012 Norwegen zur Wahlheimat erkor, schlägt mit diesem mythologischen Abenteuer gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: eine wildromatische Beschreibung dieses einzigartigen Landes und die Wissensvermittlung der zahlreichen Sagengestalten, die noch tief im Gedächtnis der Norweger verankert sind.
Malin (17) und Rune (13) haben ihre Mutter verloren. Ihr Vater flüchtet sich in seine Arbeit und die beiden Kinder verbringen ihre Ferien beim Großvater am südnorwegischen Seljordsee. Nach einem Streit mit seiner Schwester, fährt Rune allein auf den See hinaus und gerät in Lebensgefahr, als ein plötzlicher Sturm hereinbricht und sein Boot zum Kentern bringt.
Er wird gerettet, doch der Wassergeist dieses Sees hat ihn mit einem Bann belegt. Um ihn zu lösen, muss er sich auf die lange Reise längs durch Norwegen bis zum Eismeer begeben. Nicht nur Malin begleitet ihn auf diesen Weg, sondern auch ein Gestaltenwandler und Alben. Sie alle stehen ihm bei, weil die Schicksalsgöttinnen, die Disen, ihn und die Gruppe verfolgen und unbedingt verhindern wollen, dass Rune das Ei der Weltenschlange zum Eismeer bringt. Das Ende der Welt würde besiegelt werden, oder haben die Disen andere Pläne? Auf jeden Fall ist ganz Utgard, der Unterwelt in der nordischen Mythologie, in Alarmbereitschaft und noch ist nicht klar, wer auf welcher Seite steht.

Runes coole Art, ein erfahrener Opa, großzügige Althippies mit Joint und Bus, Bibliotheken mit geheimen Türen und wirklich dramatisch, gruselige Fluchten durch Utgard, machen diese Geschichte nicht nur lebendig, sondern bieten auch einen Zugang zum tiefen Verständnis der Norweger zu ihren phantastischen Legenden.

Dieses rasante Abenteuer endet, im wahrsten Sinne des Wortes, auf halber Strecke und lässt den Leser in gespannter Haltung auf eine Fortsetzung warten, die 2021 erscheinen soll. Die liebevolle Gestaltung einer Karte von Norwegen werten das Buch auf. Wenn jetzt noch das Korrektorat sich mehr Mühe geben würde, wird die Wertschätzung auch beim Leser steigen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 10. September 2020 um 10:53

"Das Ei der Weltenschlange" ... ich glaube nicht, dass ich mich dafür erwärmen könnte. Haha.

Emswashed kommentierte am 10. September 2020 um 13:13

Das glaube ich auch nicht, aber die starken Frauenfiguren in der nordischen Mythologie, die haben schon ein gewissen Reiz....