Rezension

Gar nicht happy - trübsinnige und melodramatische Geschichte über brüchige Freundschaften und mangelnde Selbstliebe.

Happy Place -

Happy Place
von Emily Henry

Bewertet mit 2.5 Sternen

Seit ihrer Jugend hat Harriet die Sommer zusammen mit ihren Freundinnen und später mit ihren Partnern im Cottage von Sabrinas Vater in Maine verbracht. Auch in diesem Jahr ist sie wieder eingeladen, weiß aber nicht, dass auch ihr Ex-Verlobter Wyn da sein wird, von dem sie seit sechs Monaten getrennt ist, was sie ihren Freunden bisher verschwiegen haben. Da es der letzte Urlaub in dem zum Verkauf stehenden Cottage sein wird und  Sabrina und Parth zudem eröffnen, dass sie in dieser Woche gemeinsam mit ihren vier besten Freunden ihre Hochzeit feiern möchten, beschließen Harrie und Wyn, weiter das glückliche Paar vorzuspielen, für das sie alle halten. Sie haben jedoch nicht geahnt, wie schwierig es ist, so zu tun, als wäre man ein Paar, wenn man gleichzeitig den anderen auf Abstand halten möchte, da der Trennungsschmerz zu tief sitzt und noch so viel Ungesagtes zwischen ihnen steht. 

Anders als der Titel und das quietschpinke Cover mit den ausgelassenen Badenden vermuten lässt, ist "Happy Place - Urlaub mit dem Ex" keine unbeschwerte, fröhliche RomCom.

Die Geschichte handelt auf zwei Zeitebenen über eine jahrelange Freundschaft und die darin entstandene Beziehung von Harriet und Wyn. Diese waren seit Jahren verlobt, bevor sie sich trennten. Der Grund dafür bleibt lange rätselhaft und selbst als man in Kombination der Erzählstränge aus Vergangenheit eine Erklärung erhält, will diese nicht so richtig einleuchten.

Der Urlaub unter Freunden ist anstrengend. Sabrina dominiert die Gruppe, gibt den Takt und die Tagesabläufe vor. Offensichtlich ist, dass sie die alten Zeiten wieder aufleben lassen möchte, dass sich die Freunde als Erwachsene jedoch auseinandergelebt haben und die gute Stimmung erzwungen ist.

Harriets und Wyns Trennung drückt die Stimmung des Buches weiter nach unten, zumal einfach zu lange nicht deutlich wird, warum sie getrennt sind, nicht zusammen sein können, aber trotzdem so innige Gefühle für einander haben, die sie nur schwer unterdrücken können. So zieht sich die Handlung mit vielen Fragezeichen in die Länge bis es endlich zum großen Knall kommt, der so manches Verhalten der Figuren erklärt. 

Ich hatte eine andere Erwartungen an den Roman, hatte mir Humor und Unbeschwertheit statt entfremdeter Freunde und unglücklicher Charaktere, die sich selbst und ihr Leben in Frage stellen, erhofft. "Happy Place - Urlaub mit dem Ex" ist eine trübsinnige Geschichte über brüchige Freundschaften, über belastete familiäre Bindungen, über mangelndes Selbstvertrauen und Selbstliebe. 

Die Charaktere haben hohe Erwartungen an sich, streben nach Glück und hadern damit, dass sie ihre Vorstellungen und Träume nicht erfüllen können. Die Liebesgeschichte ist melodramatisch und erscheint nicht schlüssig, da der Grund für die Trennung nach so einer langen Beziehung keinen Sinn macht. Auch das Schauspiel des Paares wirkt letztlich albern, da man unter langjährigen Freunden Ehrlichkeit und Offenheit erwarten sollte. 

Neben den eigenen Unzulänglichkeiten, mit denen sich die Figuren belasten, ist die allgemeine Sprachlosigkeit und Kommunikationsproblem ein roter Faden, der sich durch das gesamte Buch zieht. 

Die Charaktere bleiben dabei blass und austauschbar. Auch der Erzählstrang in der Vergangenheit, der die Entwicklung von Harriets und Wyns Liebe und der Freundschaft mit den anderen vieren skizziert, konnte die Charaktere nicht näher bringen. Die zahlreichen schwierigen Themen wie Tod und Trauer, physische und psychische Krankheiten, vergängliche Freundschaften und Ungeliebtsein deprimieren und werden überwiegend nur oberflächlich erwähnt, statt tiefer und lösungsorientiert mit der Geschichte verbunden. 

Im letzten Drittel wird nicht mit Melodramatik und Plattitüden gespart und das Ende erscheint auf der unveränderten Situation, die für das Dilemma von Harriet und Wyn verantwortlich ist, nicht glaubwürdig.