Rezension

Gar nicht meins...

Odessa Star - Herman Koch

Odessa Star
von Herman Koch

Bewertet mit 2 Sternen

Uff. Ich habe „Odessa Star“ endlich geschafft. Und ehrlich gesagt, war das ein ganz schöner Kampf. Der niederländische Autor Herman Koch ist kein Unbekannter in der Literaturszene und so habe ich mich sehr gefreut, als ich die Möglichkeit bekommen habe, an der Leserunde auf Wasliestdu.de zu diesem Buch teilzunehmen. Voller Freude habe ich mich auf die ersten Seiten gestürzt.

Leider hat diese Freude doch sehr schnell nachgelassen. Aber erstmal was zum Inhalt:

Das Buch handelt von Fred, einem ziemlich spießigen Normalbürger, der sein Leben absolut langweilig findet. Seine Frau denkt darüber nach, was sie machen würde, wenn er tot ist und sein Sohn hat gerade die erste feste Freundin und interessiert sich sowieso nicht für die Gedanken des Vaters.

Bei einem Kinobesuch trifft Fred zufällig Max wieder, einen Schulfreund, mit dem er viele schöne bzw. eher aufregende Erinnerungen verbindet. Eben diese, die nun in seinem Leben abhanden gekommen sind.

Was dann allerdings folgt, ist mehr als seltsam. Max scheint zu einer Art „Mafia“ zu gehören und räumt alle Leute aus dem Weg, die Fred im Weg stehen. Gleichzeitig scheint er dem alten Freund gegenüber aber völlig gleichgültig zu sein. Nur wenn Fred sich an seine Fersen heftet, ihn geradezu stalkt, kommt es zu Treffen zwischen den beiden.

Bei Fred baut sich immer mehr der Gedanke auf, dass Max alles in seinem Leben ändern kann, er beneidet ihn um seine Frau (wobei seine eigene Frau auch sehr sympathisch ist) und sein Leben und überhaupt fällt er in eine ziemliche Sinnkrise. Aber in seinem Leben geht es natürlich steil bergauf, alle menschlichen Hindernisse werden ja beseitigt, auch wenn Fred nicht so wirklich weiß, was abgeht. Er vermutet lediglich, dass Max dahinter steckt.

Soweit der 1. und 2. Teil des Buches. Den 3. möchte ich hier nun aus Spoilergründen nicht erzählen, aber ich kann nur sagen: Es wird noch richtig absurd.

Fred ist ein naiver, egozentrischer Dummkopf, der glaubt, dass außer ihm (und natürlich Max) niemand auf der Welt eine Daseinsberechtigung hat. Seine menschenverachtenden Ansichten über die Nachbarin, deren Tochter, Urlaubsbekanntschaften sind so eklig, dass mir zwischendurch richtig schlecht geworden ist. Die gehobenen Feuilletons schrieben über den Roman, dass man „geballten Zynismus“ vorfinde. Ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn das Zynismus sein soll, gebe ich gerne zu, dass ich den Witz oder die Ironie daran nicht verstanden habe.

Für Fred löst sich am Ende alles positiv, so viel sei gesagt, das wird aber auch schon auf den ersten Seiten des Romans klar. Ich konnte mich nicht darüber freuen.

Während die ersten Kapitel noch Schwung und eine zwar ziemlich verworrene, aber gerade noch überschaubare Handlung versprechen, die sich am Ende wie ein Puzzle zusammensetzen wird, ist das Ende eine reine Enttäuschung. Schon früh im Buch wird klar, dass Max sterben wird, aber wie dieser Mord geschieht, ist wirklich einfach… unpassend. Um es mal nett auszudrücken. Das Ende bestätigt für mich alles: Dieses Buch wandert nun in die Tiefen meines Bücherregals und wird wahrscheinlich auch nicht mehr herausgeholt.