Rezension

Gedanken-Ergüsse

Sieben Nächte
von Simon Strauß

Bewertet mit 2 Sternen

Bald, ja bald werde er sich festlegen müssen. Beruf, Frau, Haus, Familie. „Ordnung wird herrschen und ich ein Untergebener meines Ehrgeizes sein“ – keine Vision, die dem Ich-Erzähler von „Sieben Nächte“ Freude bereitet. Die Angst, etwas falsch zu machen, etwas zu verpassen, sich einzuengen: all das plagt den Ich-Erzähler. Und die Lösung? Selbsterkundungen. Sieben an der Zahl sollen es werden. An jedem Tag soll der Ich-Erzähler einer der sieben Todsünden begegnen. Und jeden Abend schreibt er sein Fazit, sieben Seiten lang.

Sieben Abenteuer wird er erleben – könnte man meinen. So wie es unklar bleibt, weshalb ausgerechnet die sieben Todsünden den Ich-Erzähler wieder auf die Spur des Lebens bringen sollen und ihm einen Sinn im Leben aufzeigen sollen, bleibt in dem kleinen Büchlein offen. Und auch die abendlichen Ergüsse geben einem da nicht viel Aufschluss. Es sind Gedanken-Ergüsse, die wiedergegeben werden, mehr oder weniger Nachdenkliches über Gott und die Welt. Abenteuer sind es aber mitnichten. Eher Lamentos – zum Beispiel darauf, dass früher alles besser war.

So sehr die einzelnen Tage zu den einzelnen Todsünden oft lesenswert sind: ein Ganzes ergibt Simon Strauss‘ Buch nicht. Es gibt keine Entwicklung, kein Ergebnis, nichts. Da helfen auch schöne sprachliche Formulierungen nicht drüber hinweg. Der Vorhang fällt, und alle Fragen bleiben offen, der Autor begnügt sich mit Gedankenprosa statt eine Handlung aufzubauen. Mein Buch war „Sieben Nächte“ so gar nicht.