Rezension

Gedankenwelten

Wonderlands -

Wonderlands
von

Bewertet mit 4 Sternen

„Wonderlands“ führt die Leser*innen durch bemerkenswerte Werke der Weltliteratur. Das Buch trägt den Beititel „Die fantastischen Welten von Lewis Carol, J. K. Rowling, Stephen King, J. R. R. Tolkien, Haruki Murakami u. v. a.“, welcher wohl als Marketingstrategie verstanden wird, da hier hauptsächlich Autoren der jüngeren Literaturgeschichte genannt werde, die wahrscheinlich ein großer Teil aller Leute kennt.

 

Den Auftakt gibt „Das Gilgamesch-Epos“ aus der babylonischen Dichtung um 1750 v. Chr. Angefangen bei dem Kapitel „Alte Mythen & Legenden“ über Werke mit Fokus auf „Wissenschaft & Romantik“ bis hin zu „Das goldene Zeitalter der Fantasy“ werden „Die Odyssee“ von Homer, „Der Sturm“ von William Shakespeare, „Alice im Wunderland“ von Lewis Carol, „Ein Yankee am Hofe des König Artus“ von Mark Twain oder „Der Cthulhu-Mythos“ von H. P. Lovecraft (um nur einige zu nennen) vorgestellt. Aber auch nach dem zweiten Weltkrieg entstanden unzählige literarische Werke von denen einige unter den Kapiteln „Neue Weltordnung“ und „Das Computerzeitalter“ in „Wonderlands“ Aufmerksamkeit erhalten. „Der Herr der Ringe“ (J. R. R. Tolkien), „Das letzte Einhorn“ (Peter S. Beagle), „Per Anhalter durch die Galaxis“ (Douglas Adams), „Die Scheibenwelt-Reihe“ (Terry Pratchett), „Tintenherz“ (Cornelia Funke) oder „IQ84“ (Haruki Murakami) sind nur eine kleine Auswahl aus den zusammengetragenen berühmten Büchern unserer Zeit.

 

Ob sagenumwobenes Midgard, Neverland, Oz, Narnia oder das auf geometrischen Formen basierende Flächenland, jedes beschriebene Wunderland, dem in der Vergangenheit zumeist eine oder mehrere Niederschriften vorausgingen, wird in einem essayistischen Text mit Kurzvorstellung von seinem erzählerischen Inhalt und den wichtigsten Charakteren beschrieben. Insofern die Schriftsteller*innen klar zugewiesen werden können, gibt es Hintergrundinformationen zu diesen. Und ganz egal ob klassische Heldenreise, Allegorie, Utopie oder Science fiction, auch geben besagte Hintergrundinformationen mehr darüber preis, wie und unter welchen Umständen die Ideen der Verse, der Erzählung(en) oder der Prosatexte ins Leben gerufen wurden. Insofern ist der historische Hintergrund oftmals sehr wichtig und wird demzufolge mit einbezogen. Dabei spielen der Glaube, die Neugier nach dem Unbekannten, Sehnsüchte, Kritik an der Gesellschaft und das Streben nach dem „Mehr-sein“ in vielen Geschichten der vergangenen Jahrhunderte wie auch in den Werken von Heute ausgeprägte Rollen. Das letzte Werk dieser Sammlung ist aus dem Jahre 2015 von Salman Rushdie („Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte“).

 

Warum diese Werke zur Zeit ihrer Entstehung oder kurz danach solchen Anklang fanden und warum viele von ihnen auch heute noch einen regen Bekanntheitsgrad vorweisen, ist für mich eine spannende Gedankenreise gewesen. Viele literarische Beispiele aus verschiedenen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten inspirieren einander, komplimentieren sich oder greifen eine Thematik unter neuen Gesichtspunkten auf. George Orwells „1984“ ist eine der großen Dystopien des 20. Jahrhunderts. Aber sowohl vor als auch nach diesem Werk erschienen gesellschaftskritische Themen, die teilweise als eine Art Warnung vor gesellschaftlichen Strukturen verstanden werden können und die an Orwells düstere Vision einer totalitären Zukunft erinnern.

 

Prinzipiell gibt es noch unzählige Werke und Autoren, die nicht einbezogen wurden. Unter dem Gesichtspunkt, dass es eher um Gedankenwelten geht, die in Fantasie- und Science-fiction-Literatur zu finden sind, ist das möglicherweise noch vertretbar. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, da der Fokus auf das Thema im Buch subjektiv verstanden werden kann.

 

Literatur ist das Produkt der Gedanken von den Menschen einer bestimmten Epoche der Zeit. Demzufolge präsentiert „Wonderlands“ einen Querschnitt an Texten aus 4.000 Jahren Menschheitsgeschichte – Gedanken aus Jahrhunderten. Ich denke, dass macht dieses Buch besonders. Natürlich ist der Inhalt der Texte durch die 20 Essayisten aus einigen (nicht allen) Teilen der Welt auch durch ihre Fokussierung des jeweiligen dargestellten Werkes gefärbt. Aber auch der Filter durch die Augen unserer Zeit kann eine spannende Reise versprechen. Neben dem schönen Cover und den klar strukturierten Essay-Texten der über 100 Werke ist diese kompakte Sammlung eine Inspiration für jede Person, die gerne liest und in fremde Welten eintaucht. Ich für meinen Teil habe meiner Liste an Büchern, die ich lesen möchte, eine beträchtliche Länge hinzugefügt.