Rezension

gefährliche Kicks für viele Klicks

Roofer
von Jutta Wilke

Bewertet mit 4 Sternen

In dem Jugendroman Roofer geht es um eine Gruppe Jugendlicher, die sich dabei filmen, wie sie auf Frankfurts Hochhausdächern, Baustellen, Brücken und an ähnlich hohen gefährlichen Orten herumklettern. 
Das gelungene Cover verrät bereits sehr treffend, um welches Thema es geht. 
Neben dem Klettern geht es aber auch darum, wer mit seinen Filmchen mehr Klicks auf You Tube erhält. "Höher- schneller - weiter" erhält so einen neuen Touch. Um diesen Kampf zu gewinnen werden immer größere Risiken in Kauf genommen, es geht darum Andere zu übertrumpfen. Da wird mit harten Bandagen gekämpft und der reizbare Rivale wird schon mal bis aufs Blut gereizt, damit er vielleicht auch einen Fehler macht. 
Alice gerät durch ihre Freundin Nasti in die Clique der Roofer. Anders als diese ist sie nicht sofort von Jedem und Allem dort begeistert. Es gelingt ihr zunächst noch die Aktionen und auch die Interaktionen der Mitglieder zu hinterfragen. Ihre Freundin will davon nichts hören. Sie ist in den Anführer der Gruppe verliebt und daher bereits Alles zu tun um ihre Liebe zu beweisen. Mutproben gehören da einfach dazu. Alice lernt die Gruppe nach und nach kennen und verliebt sich ebenfalls in einen Jungen, der allerdings nicht ganz so extrem ist. 
Das Buch ist gut geschrieben, es lässt sich sehr gut lesen. Das Tempo der Geschichte ist immer hoch. Die zentralen Frage: "Wie weit sollte man für die Liebe gehen?" ist ein Dreh- und Angelpunkt. Muss man weit gehen? Muss man Liebe beweisen? Darf man Beweise fordern? Ich denke das ist schon etwas, das Jugendliche beschäftigt. Das Buch wirft diese Fragen auf, jeder kann sich seine Gedanken dazu machen und so seine Position finden. Die Personen im Buch entscheiden sich sehr unterschiedlich. 
Schade fand ich das andere wichtige Themen angesprochen, aber dann völlig vernachlässigt wurden: Zum Beispiel die Einstellungen der Mütter von Alice, Nasti und Nick. Das Verhalten des Stiefvaters von Alice, ihre Probleme mit der neuen Familiensituation oder auch die Probleme in der Schule. Das Obdachlose verprügelt werden etc.... Das Buch hätte ab und an etwas mehr Tiefe vertragen, jedes Thema auszubauen hätte es aber überfrachtet. 
Jugendlichen würde ich das Buch empfehlen.