Rezension

Gefährliche Reise

Palast der Finsternis - Stefan Bachmann

Palast der Finsternis
von Stefan Bachmann

Bewertet mit 4 Sternen

Gefährliche Reise

Der Roman "Palast der Finsternis" von Stefan Bachmann besticht schon vorab durch ein zauberhaftes Cover, und nach Beendigung der Lektüre weiß man, dass sich hier der Designer eng an den Text gehalten hat und dem Leser in Hologram-Art einen Einblick in das geheimnisvolle unterirdische Schloss der Bessancourts gewährt, in das fünf Jugendliche zu einer geheimnisvollen Expedition eingeladen werden.

Was Anfangs noch als Luxustrip ins Abenteuer aussieht, entpuppt sich schnell als Fahrt ins Grauen als sich die jungen Leute in einem gigantischen unterirdischen Schloss unter Lebensgefahr von einem Raum in den nächsten kämpfen müssen. Überall lauern Krieger und ausgeklügelte Fallen, die ihnen nach dem Leben trachten. Schnell kristallisiert sich das junge Mädchen Anouk als Anführerin heraus. Sie ist verschlossen und widerborstig, aber von allen die Fähigste.

Es gibt einen zweiten Erzählstrang in der Vergangenheit (für mein Empfinden hätte er gerne mehr Platz einnehmen dürfen, weil er einen interessante Gegenpol bildet), in dem geschildert wird, wie die Familie der Bessancourts sich vor dem Mob der französischen Revolution in diese Luxuskatakomben rettet, und wie es der ältesten Tochter, Aurélie, dort ergeht.

Die Erzählgeschwindigkeit nimmt gegen Ende des Buches immer mehr zu. Der Autor hat wunderbare Ideen zu Aktionen und phantastischen Räumlichkeiten, aber leider fliegt die Handlung nur so dahin und man hat gar keine Zeit, alles auf sich wirken zu lassen. Ich finde es eigentlich schade, denn natürlich eifert man mit der Gruppe und möchte, dass sie überlebt und man möchte auch eine Erklärung für all diese Rätsel erhalten, aber das Ende ist sehr, sehr komplex und wird viel zu hastig durchschritten. Leider bleiben auch noch einige Fragen offen, aber da kann ja jeder selbst seine Phantasie spielen lassen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die anderen Jugendlichen neben Anouk viel zu blass bleiben, dabei ist das Überleben nur durch Teamarbeit möglich.

Generell muss ich sagen, dass die positiven Aspekte überwiegen. Die Gruppe macht einen interessanten Reifungsprozess durch, wächst an- und miteinander, und allen voran kann Anouk zum ersten mal in ihren Leben so etwas wie Zutrauen und Freundschaft entwickeln. Das erfreut den Leser, denn nachdem Anouk ihre Geschichte den anderen erzählt hat, versteht man ihre stachelige Art als dringend benötigten Selbstschutz und kann sie mit ganz neuen Augen betrachten.

"Der Palast der Finsternis" ist ein Fantasy-Roman, der von der ersten Seite an spannend ist. Der Spannungsbogen reißt  auch nie ab und von Seite zu Seite kommen immer neue Fantasy-Elemente hinzu. Die letzten Seiten geben einen positiven Ausblick auf die Zukunft von Anouk und ihren Freunden, so dass die Story in sich abgerundet ist.