Rezension

Gefährliche, unsichere und schutzlose Zeit

Der Angstmann - Frank Goldammer

Der Angstmann
von Frank Goldammer

Bewertet mit 5 Sternen

          Der Angstmann – ein Kriminalroman, der in der schönsten Stadt meiner sächsischen Heimat, in Dresden gegen Kriegsende, spielt.
Es ist Ende November 1944. In einem Bootshaus der Rudergesellschaft Dresden entdecken zwei Jungen eine äußerst grausam zugerichtete Frauenleiche. Kriminalinspektor Max Heller wird zu dem Fall gerufen. Bei ungemütlichem, naßkalten Regenwetter trifft er am Tatort ein. Doch das ist nicht das einzige Übel. Es fehlt an allem in diesen Tagen, nicht nur die Arbeitsmittel zur Untersuchung der Spuren sind knapp oder fehlen gänzlich. Die bedauernswerte Tote wird jedoch bald trotz der widrigen Umstände identifiziert. Klara Bellmann war eine Krankenschwester in der nahen Frauenklinik, geschieden von einem Juden. Lag darin der Grund für ihre Ermordung?
Das Buch interessierte mich schon nach der Leseprobe sehr. Nun hatte ich die Gelegenheit es im Gesamten zu lesen. Es behandelt ein Verbrechen in einer Zeit, in der Dresden schon stark von den Kriegsfolgen gezeichnet war. Die Stadt war zu dem Handlungszeitpunkt schon voller Flüchtlinge aus den Ostgebieten. Nur wenige Wochen später, am 13.02.45 wütete in der schönen Stadt an der Elbe ein Feuersturm. Durch die anglo-amerikanischen Bombenangriffe fanden Tausende Menschen den Tod. Die Stadt wurde in Schutt und Asche gelegt.
Dem Kriminalinspektor Max Heller verbleibt also wenig Zeit den grausamen Mord an der jungen Frau aufzuklären. Von seinem Vorgesetzten kann er keine Unterstützung erwarten. Die öffentliche Ordnung gerät immer schneller außer Kontrolle. Jeder scheint sich selbst der Nächste zu sein. Wird es Max Heller von der Dresdner Polizei gelingen den Täter zur Strecke zu bringen? Findet er noch Verbündete, die ihm hilfreich zur Seite stehen? Und wer ist der ominöse Angstmann? Ist er der Mörder?

Das enorme Ausmaß der geschichtlichen Ereignisse drängt beinahe den Kriminalfall in den Hintergrund. Es gelingt dem Autoren Frank Goldammer jedoch glaubhaft die Geschichte bis kurz nach Kriegsende im Mai 1945 weiterzuführen und schließlich aufzuklären. Er verbindet geschickt die Fäden der fiktiven Verbrechen mit denen der Zeitgeschichte, indem er zum Beispiel seinen Protagonisten Max Heller auch mit dem jungen, sowjetischen Offizier Saizew zusammen agieren läßt. Es gibt aber viele Verwicklungen und Nebenhandlungen, die den Leser vom eigentlichen Geschehen abbringen. Der Täter überraschte mich.

„Der Angstmann“ erregte über die gesamten 336 Seiten meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Geschichte wird spannend mit realem geschichtlichen Hintergrund in atmosphärisch dichter Erzählweise dargeboten.
Max Heller ist ein sympathischer Charakter, der trotz des allgemeinen Chaos pflichtbewußt und ehrlich bleibt. Ihm und seiner Frau möchte ich gern in einer Fortsetzung wieder begegnen.
Das Cover paßt sehr gut zur Handlung. Es zeigt Elemente, wie das Fahrrad, der Schattenriß des Mannes an der bröckligen Wand, die Arzttasche, die alle eine Rolle spielen.
Von mir: 5 Sterne!