Rezension

Gefährlicher Widerstand

Nachtzug - Barbara Wood, Gareth Wootton

Nachtzug
von Barbara Wood Gareth Wootton

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Buch, das sich sehr realistisch mit der deutsch-polnischen Geschichte während des II. Weltkrieges befasst.

SS-Rottenführer und KZ-Aufseher Hans Keppler hat zwei Wochen Weihnachtsurlaub, den er in der polnischen Kleinstadt Sofia verbringt. Er ist psychisch am Ende, kann und will nicht mehr ins Lager zurück, zu viel hat er gesehen und erlebt. Er vertraut sich deshalb einem Priester an, schildert ihm seine Nöte. Zusammen mit den beiden Ärzten Dr. Jan Szukalski und Dr. Maria Duszynska entwickeln die vier einen Plan, wie sie Hans helfen und gleichzeitig den deutschen Besatzern schaden können – Hans soll eine Fleckfieber-Erkrankung vortäuschen, die sich dann zur Epidemie ausweiten soll. Etwa zur selben Zeit versammelt sich in einer Höhle eine Gruppe von Widerstandskämpfern. Sie wissen, was nachts in den versiegelten Zügen nach Auschwitz transportiert wird und planen, einen Zug zu überfallen und die dem Tod geweihten Menschen darin zu befreien. Ihre Aktivitäten bleiben nicht unentdeckt und gefährden ungewollt den Plan einer vorgetäuschten Fleckfieber-Epidemie …   

Barbara Wood wurde 1947 in Warrington bei Liverpool geboren, wanderte aber 1954 mit den Eltern und ihrem älteren Bruder in die USA aus und wuchs in Südkalifornien auf. Nachdem Besuch der High School in Los Angeles schrieb sie sich an der University of California in Santa Barbara ein, um das Hauptfach Französisch mit dem Nebenfach Anthropologie zu studieren. Seit 1980 ist sie hauptberuflich als Schriftstellerin tätig und schrieb zahlreiche Romane, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden. Die Heldin fast jeder Geschichte ist eine emanzipierte Frau. Ihre Bücher spielen an den unterschiedlichsten Schauplätzen, die sie vor dem Schreiben genau recherchiert und meist mit ihrem Mann George auch aufsucht.  

Mit dem Roman „Nachtzug“ zeigt die Autorin eine andere Facette ihres vielseitigen Könnens. Auf eindrückliche, höchst lesenswerte Weise verbindet sie ein Kapitel dunkelster Zeitgeschichte mit einem Romangeschehen, in dem alles überzeugt und nichts konstruiert wirkt. Der Schreibstil ist lebendig und flüssig, Ereignisse und Begebenheiten des aktiven und passiven Widerstandes gegen den Terror der Nazis sind dabei realitätsnah und stimmig erfasst. Es ist ein Denkmal für alle, die im Krieg ihr Leben lassen mussten und zugleich ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit, gegen Hass und Feindseligkeit. Das Buch endet in der Gegenwart mit einer erfreulichen Begegnung, die den Leser nach dieser doch sehr traurigen und bedrückenden Geschichte wieder hoffnungsvoll stimmt.

 Fazit: Empfehlenswert für Leser, die an der Geschichte des II. Weltkrieges interessiert sind.