Rezension

Gefährliches spannendes Abenteuer mit Emotionen - Handlung und Charaktere leider etwas auf Distanz

Blutengel: Nathanael - Kim Landers

Blutengel: Nathanael
von Kim Landers

Bewertet mit 3.5 Sternen

Tauche ein das Leben in New York mit magischen Wesen wie Blutengeln, Dämonen und Gefallenen. Die Bänkerin Tessa ist ein eingespieltes erfolgreiches Team mit ihrem Verlobten Steven. Ihr Leben scheint perfekt und sie bezeichnet sich selbst als glücklich, da sie alles zu haben scheint, was sie begehrt, bis ihre Freundin Hazel eines Tages, wie mehrere andere Menschen in einem kurzen Zeitraum auch, von einem Dach springt. Doch Tessa kann nicht glauben, dass sich ihre beste Freundin in den Freitod stürzt und auch der Prolog zeigt dem Leser, dass die Sprünge nicht freiwillig geschehen. Zudem ereignen sich merkwürdige Dinge und Tessa hat das Gefühl, verfolgt zu werden. Eigenartig wirkt auch Nathanael, den sie eines Tages in der U-Bahn trifft und der ihr seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht. Ihm scheint es da nicht anders zu gehen, denn immer, wenn sie sich sehen, liegt ein starkes Knistern in der Luft. Doch Nathanael hat seine eigene Vergangenheit und Geheimnisse und ist nicht vollends glücklich mit sich selbst und der Entwicklung seines Lebens. Erst im Laufe der Geschichte wird Tessa klar, dass er ein Blutengel ist, und dass es noch viel mehr magische Geschöpfe gibt, als sie ahnt. Immer deutlicher wird, dass sie in Gefahr schwebt und hinter den angeblichen Selbstmorden viel mehr steckt, als zunächst vermutet. Schon bald weiß sie nicht mehr, wem sie noch trauen kann und was real ist.

 

Dies ist eine spannende Geschichte, in der auch Emotionen und Gefühlsregungen nicht zu kurz kommen. Angefangen von einem leichten Prickeln entwickelt sich ein immer stärker werdendes Knistern zwischen den beiden Protagonisten, das sie scheinbar nicht lange erfolgreich unterdrücken können.

Erzählt werden die Geschehnisse in der dritten Person aus der Sicht von Tessa und Nathanael. Der Schreibstil sorgt dafür, dass sich das Buch flüssig lesen lässt. Diverse Adjektive und Beschreibungen führen dazu, dass sich der Leser das Setting vorstellen kann und näher an der Geschichte zu sein scheint. Für einen besseren Lesefluss sorgen zudem die kurzen Kapitel und die schnelle Abfolge von Ereignissen und überraschenden Wendungen, die Spannung bis zum Schluss erzeugen. Bis zuletzt fragt sich der Leser, was und vor allem wer hinter den Selbstmorden steckt. Die Frage nach dem genauen Wieso wird in meinen Augen jedoch nur zum Teil und unzureichend erörtert.

Die Protagonisten werden mit diversen Charaktereigenschaften belegt und Tessa und Nathanael erleben beide eine individuelle Entwicklung, bei der der Leser sie begleiten kann. Erschien Tessa beispielsweise zu Beginn noch naiv, ein wenig charakterschwach und traumatisiert, hat sie sich an der Seite von Nathanael zu einer stärkeren und selbstbestimmteren jungen Frau entwickelt.

Die Gedanken und Gefühle der beiden kommen zumeist authentisch rüber und lassen kaum Zweifel darüber zu, ob die Entwicklungen auf der Ebene zwischenmenschlicher Beziehungen realistisch sind. Dass sie diverse Emotionen der Gefühlspalette spüren, steigert die Authentizität, wirkt echt und sorgt dafür, dass sich der Leser in Teilen mit den Protagonisten identifizieren kann. Dennoch bleibt bis zum Ende eine kleine Distanz zu ihnen und ihrem Gefühlsleben bestehen.

Ein wenig schade ist, dass die Hintergründe der Welt rund um die Engel, Blutengel und Dämonen nicht weiter ausgestaltet worden ist. Das Leben, die Fähigkeiten, die Glaubenssätze und die Ziele der einzelnen Geschöpfe wurden teilweise nur kurz beschrieben, sodass der Leser nur eine Ahnung hat und nur Vermutungen anstellen kann, was sich hinter den Wesen verbirgt und aus welchen Gründen sie in der beschriebenen Weise handeln. Die Welt hätte weiter ausgestaltet werden können, sodass sie nicht so blass wirkt. Trotz der guten Hintergrundgeschichte wirkte es stets so, als ob der Leser das Geschehen nur aus der Distanz betrachten kann und eine Art Beobachter ist, obwohl die Gedanken und Gefühle der Protagonisten im guten Umfang beschrieben werden. Im Laufe der Geschichte hat sich dies ein wenig gebessert, was vor allem daran liegt, dass sich die Spannung stets erhöht.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Geschichte viel Potential bietet, das jedoch leider in Teilen ungenutzt blieb. Als kurzweilige Geschichte ist das Buch gut geeignet, jedoch nicht, wenn etwas Tiefgründiges und Vollkommenes erwartet oder vorausgesetzt wird, wo alle Fragen geklärt werden und die Welt der Protagonisten perfekt ausgestaltet ist. Dennoch ist das Buch zu empfehlen, wenn eine leichte Fantasy-Geschichte gesucht wird, in der die Spannung nicht zu kurz kommt und Emotionen ebenfalls eine Rolle spielen.