Rezension

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Herz aus Glas - Kathrin Lange

Herz aus Glas
von Kathrin Lange

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Satz:
Sein Blick traf mich wie ein Hieb.

Meine Meinung:
Inhalt
Juli freut sich sehr auf die Silvesterparty mit ihren Freunden, doch es kommt anders, als ursprünglich geplant. Ihr Vater, ein gefeierter, sowie erfolgreicher Schriftsteller ist zur Zeit nämlich mit einer Schreibblockade geplagt und möchte deshalb die Winterferien auf Marthas Vineyard verbringen.
Juli stimmt zähneknirschend zu ihren Dad zu begleiten und lernt auf dem Anwesen David kennen und lieben. Doch dann hört sie nachts auf einmal Stimmen und auch ihre Gesundheit scheint zurück zu spielen. Sollte an dem Fluch, den man sich hier auf der Insel erzählt etwa etwas dran sein?

Alles hätte perfekt sein können, wenn meine Eltern nicht beschlossen hätten, sich scheiden zu lassen, kaum dass mein Vater den ersten Bestseller hingelegt hatte. In seinen Büchern gab es für jedes Pärchen ein Happy End. Von Scheidungen und Ehekrisen war darin nie die Rede. Wie ungerecht!
Zitat aus "Herz aus Glas"

Cover/Titel
Es ist traumhaft, findet ihr nicht auch? Das zarte Rosa und dazu die Erhebungen bei der Schrift. Herrlich. Es passt alles wundervoll zusammen und ist ein wahrer Augenschmaus. Auch der Titel passt sehr gut, da Juli häufig über sich selbst sagt, dass sie ein "Herz aus Glas" hat.

Ich hoffte für ihn, dass seine Malerei besser war als seine Schauspielkünste, denn die Vorstellung war ziemlich erbärmlich. Die ängstliche Südstaatensklavin nahm ich ihm keine Sekunde lang ab. Stattdessen hätte er locker die Rolle des Hagrid in einem Harry-Potter-Film übernehmen können.
Zitat aus "Herz aus Glas"

Gesamt
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht. Kathrin Lange schreibt sehr flüssig und lebendig, so dass die Seiten nur so an mir vorbei geflogen sind.
Zu aller erst lernen wir Juli kennen. Ich konnte nicht anders, als sie gleich in mein Herz zu schließen. Sie ist eine junges Mädchen mit einer überaus positiven Ausstrahlung. Sie sprüht nur so vor Energie und lässt sich in ihrer Meinung nicht beirren. Gerne teilt sie auch mal aus, kann hingegen auch einstecken. Ihre Stärke in manchen Situationen habe ich echt sehr bewundert.
David war mir zu Anfang ein bisschen suspekt. Er ist ein sensibler, in sich zurück gezogener junger Mann, der den Tod seiner Freundin nicht verkraften kann. Erst später erfährt man als Leser, was hinter all dem überhaupt steckt.
Besonders ätzend habe ich Davids Vater gefunden. Er ist ein Mensch, der immer noch der Meinung ist, dass Männer keine Gefühle zeigen dürfen, sondern stark sein müssen. Ein Mann der weint? Unvorstellbar. Ich habe regelrechte Hassgefühle bei diesem Menschen gehabt. Aber zum Glück spielt er eine Nebenrolle und ich musste ihn nicht allzu oft ertragen. ;)
Das Buch lebt von einer dunklen Atmosphäre, die sich irgendwann einstellt und schließlich auch nicht mehr abbricht. Diese Geistergeschichte ist schon ein bisschen gruselig und deshalb auch ein Gänsehaut Garant. Da ich mich sehr gut mit Juli identifizieren konnte, habe ich oft selbst Angst gehabt, wenn sie mitten in der Nacht aufwachte, plötzlich diese Stimmen höre und wie ferngesteuert an das Geländer ihres Balkons getreten ist...
Warum sie dies tat, war mir bis zur Auflösung des Ganzen ein absolutes Rätsel und hat mich daher ans Buch gefesselt. Ich war traurig, wenn ich die Geschichte zur Seite legen musste, denn ich wollte unbedingt endlich erfahren, warum sie diese ganzen Dinge macht und ob wirklich ein Geist sein Unwesen auf Marthas Vineyard treibt.
Die Auflösung fand ich mehr als nur gelungen. Zwar ist sie im Nachhinein betrachtet, wirklich simpel, aber auf diese Lösung bin ich das ganze Buch über nicht gekommen. Doch nicht nur das Ende hat mich überrascht. Immer mal wieder füttert Kathrin Lange die Geschichte mit überraschenden Wendungen und Tatsachen, dass einem die Spucke wegbleibt.
Auch die Emotionen, die sich zwischen Juli und David langsam entwickeln haben mir sehr gut gefallen. Es steigert sich von Seite zu Seite, bis sie sich total ineinander verlieben. Dadurch, dass sich die Autorin Zeit genommen hat, ihre Protas erstmal einander kennen lernen zu lassen und sich langsam zu nähern, habe ich es auch total verstanden, dass die Zwei irgendwann verrückt nacheinander waren.
Leider habe ich jedoch auch was zu bemängeln und zwar sind das zum Einen die manchmal eher langweiligen Abschnitte, auf denen die Geschichte nicht wirklich voran kommt und eher was erzählt wird, was nicht wirklich relevant ist. Und zum Anderen hätte ich gerne noch mehr von den Nebencharakteren erfahren. Diese sind meiner Meinung nach, ein bisschen zu blass geblieben, was mir die Freude an diesem Roman allerdings nicht nehmen kann.

Fazit:
Positiv
Der Schreibstil hat mich mehr als nur angesprochen. Es hat mir Spaß gemacht Juli in ihrer Erzählung (Ich-Form) zuzuhören. Ihre sarkastischen Kommentare sind der Knüller und auch sie selbst als Person habe ich sehr in mein Herz geschlossen. Juli lässt sich nichts sagen und hat ein enormes Selbstbewusstsein, ohne eingebildet. oder arrogant rüber zu kommen.
Die Spannung war stets vorhanden. Man ist mitten drin im Geschehen und möchte wissen, was es mit dem Fluch auf sich hat. Ist es wirklich dieser, oder hat es einen anderen Grund, warum sich Mädchen von den Klippen gestürzt haben?
Die Emotionen habe ich Juli, wie auch David komplett abgenommen. 
Last but not least: Ich habe es sehr genossen in die dunkle Atmosphäre einzutauchen und mich ein bisschen zu gruseln. 
Negativ
Ab und zu bewegt sich die Handlung nicht weiter, sondern tritt auf der Stelle. Es wurde mir auf diesen Seiten ein bisschen zu langweilig, weil vieles erzählt wurde, was im Grunde genommen nicht relevant für den Verlauf der Geschichte war.
Und leider sind mir ein paar der Nebencharaktere auch nicht überzeugend ausgearbeitet worden.
Alles in allem vergebe ich knappe vier Blümchen.
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