Rezension

Gefrorenes Herz - Mein Thriller-Lesehighlight des Jahres

Gefrorenes Herz - Mirjam H. Hüberli

Gefrorenes Herz
von Mirjam H. Hüberli

Bewertet mit 5 Sternen

Darum geht es

Aurelia ist todunglücklich, denn seit einigen Wochen ist ihre Zwillingsschwester Natascha verschwunden, und auch die Polizei scheint keine Spur von ihr zu haben. Obwohl ihre Freundinnen ihr nicht helfen wollen, hat Aurelia die Hoffnung noch nicht aufgegeben und sucht wann immer sie kann, nach einem Hinweis, der sie zu Natascha führt. Als der gutaussehende Sevan neu an ihre Schule kommt, bietet er ihr unverhofft seine Hilfe bei der Suche nach Natascha an, da er selber einen Bruder verloren hat, und Aurelias Schmerz verstehen kann. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach Hinweisen, doch nicht jeder sagt die Wahrheit, und nichts ist wirklich, wie es scheint….

 

Meine Meinung

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Aurelia geschrieben und beginnt zunächst mit einem sehr kurzen Abschnitt, nach den Ereignissen des Buches. Beim Lesen hat sicher keiner damit gerechnet, was wirklich passiert ist. Anschließend beginnt die eigentliche Handlung Anfang November, einige Wochen, nachdem Natacha verschwunden ist. Aufgrund der Datums- und Zeitangaben über den Kapiteln kann man immer sehr gut nachvollziehen, wie viel Zeit vergangen ist. Das hat mir sehr gefallen.

Aurelia war mir von der ersten Seite an sympathisch. Man merkt ihr ihre Trauer sehr stark an, die ist empfindlich und igelt sich ein, was ich in ihrer Situation durchaus verständlich finde. Als ihre Freundin Sofia ihr nicht bei der Suche nach Natascha helfen will ist sie wütend und enttäuscht, was ich sehr gut nachvollziehen kann, schließlich erweckt es den Eindruck, Sofia hätte Natascha bereits aufgegeben. Und Aurelia ist noch nicht bereit, Natascha aufzugeben. Natascha war der stärkere der Zwillinge, offener und mit mehr Selbstvertrauen. Sie war es, die Aurelia den Rücken gestärkt hat, doch jetzt ist sie allein, und muss nicht nur mit dem Verlust, sondern mit einer ganz neuen Situation klar kommen. Zudem wird sie auch noch von ihrer Eiskunstlauftrainerin gemobbt. Eigentlich ein Wunder, dass sie nicht vollkommen durchgedreht ist. Insgesamt hat sich Aurelia für mich sehr nachvollziehbar verhalten, und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen und habe sehr mit ihr mitgelitten. Ihre Gefühlswelt und vor allem ihre Gefühle für Natascha waren unglaublich gut beschrieben, und obwohl ich selber kein Zwilling bin, konnte ich ihre Verbundenheit regelrecht fühlen.

Auch Sevan war natürlich sehr wichtig. Ich mochte ihn auf Anhieb, auch wenn ich mir am Anfang nicht sicher war, ob Aurelia einem Fremden vertrauen sollte. Er ist sehr ruhig und besonnen und neigt nicht zu übereilten Dummheiten. Zudem hat er ein sehr gutes Gespür für andere und geht sehr sensibel dabei vor, Aurelia seine Hilfe anzubieten. Schön fand ich, dass er auch einen Bruder verloren hat, und so wirklich, zumindest fast, verstehen konnte, wie Aurelia sich fühlt. Ich fand es sehr schön, wie sich ihre Beziehung zueinander ganz langsam entwickelt. Das hat richtig gut gepasst und wirkte, vor allem aufgrund von Aurelias Situation, weder unecht noch übereilt.

Auch die anderen Charaktere sind sehr facettenreich beschrieben und ich hatte ein sehr genaues Bild von den meisten im Kopf. Im Laufe der Geschichte erfahren wir über jeden langsam mehr, und es offenbart sich, dass fast jeder ein Geheimnis hat, das er nicht gerne preisgibt.

Insgesamt fand ich die Geschichte dieser „Zwillingsmelodie“, die auf grausame Weise auseinander gerissen wird, einfach sehr berührend. Mirjams Schreibstil schafft es, den Leser vollständig in seinen Bann zu ziehen und ich habe mit Aurelia mitgelitten und geweint. Alles wirkte sehr authentisch und war wunderbar mit großer Liebe zum Detail beschrieben. Es war spannend von der ersten bis zu letzten Seite und das Ende war vollkommen unerwartet. Auch die Atmosphäre war sehr gelungen, man hatte die ganze Zeit so ein Gefühl von Bedrohung, denn man wusste ja nicht, was geschehen war, und ob draußen vielleicht ein Mörder auf freiem Fuße herumläut.

 

Fazit

Ein fantastischer Jugendthriller der mit Spannung bis zur letzten Seite und authentischen Protagonisten auf ganzer Länger überzeugt. Mirjam Hüberlis Erzählstil ist zudem einfach mitreißend und so besonders, dass man das Gefühl hat, selbst im Buch zu stecken. Eine absolute Leseempfehlung.