Rezension

Gefühlsintensiv

The Impossible Vastness Of Us - Samantha Young

The Impossible Vastness Of Us
von Samantha Young

Bewertet mit 4 Sternen

Die meisten von uns Samantha-Young-Fans werden sie wahrscheinlich über ihre erotischen Liebesromane kennengelernt haben, wo „On Dublin Street“ ja nur den Anfang einer erfolgreichen Reihe dargestellt hat. Aber schon zu ihren Anfangszeiten gab es die Dilogie „Into The Deep“, die an ein deutlich jüngeres Publikum gerichtet war. Die Bücher haben mir nur stellenweise gefallen, da doch ein Großteils des Dramas auf Kosten von erotischen Szenen abgeschnitten wurde. „The Impossible Vastness of Us“ ist nun ein deutlich später entstandener Versuch im YA-Genre, dem ich eine Chance geben wollte. Zudem musste ich hierfür zur englischen Ausgabe greifen, da sich kein deutscher Verlag erbarmen wollte.

Das Lesen auf Englisch hat aber keinerlei Probleme dargestellt, da die Sprache für mich sehr leicht zu verstehen war und es gab einen wirklich tollen Lesefluss, vermutlich sogar den besten, den ich je auf Englisch hatte! Ich bin sehr gut in die Geschichte eingestiegen, da man mit India eine Figur an seiner Seite hat, die sehr transparent dargestellt wird. Natürlich hat sie auch ihre Geheimnisse, die man erst nach und nach aufdeckt, aber grundsätzlich kann man immer mit ihr fühlen, da sie nichts absichtlich verbirgt. Zudem ist sie auch wirklich ein Mädchen von nebenan, das auch aufgrund ihres neuen luxuriösen Lebensstils nicht sofort die Bodenhaftung verliert. Dadurch kann man sich erst recht mit ihr identifizieren, auch wenn ich insgesamt nicht viele Ähnlichkeiten mit ihr finden konnte. Aber das war eben die Stärke, so wie India eben war, wurde nachvollziehbar dargelegt.

Ich fand es auch wirklich sehr angenehm, dass das luxuriöse Setting nur ein Nebengeräusch war. Solche Geschichten können schnell ins klischeehafte abdriften und man hat sie auch schon zuhauf gelesen. Anfangs werden zwar alle neuen Charaktere etwas versnobt und elitär dargestellt, aber das Bild verflüchtigt sich rasend schnell. Natürlich vergisst man an keiner Stelle, dass für die Hauptfiguren Geld keine Rolle spielt, aber es ist stets nur nebenbei Thema, aber nie der Auslöser für Themen. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen, da es so eben um die reinen Menschen und ihre Gefühle ging. Und Gefühle waren dort jede Menge vorhanden. Aus der zentralen Clique haben neben India noch vier weitere Figuren ein sehr geschärftes Profil bekommen und jede Geschichte konnte mich irgendwie packen. Sie waren so unterschiedlich, aber die Botschaft war immer die gleiche: man kann noch so viel Geld haben, gewisse Sorgen holen alle ein.

Geheimnisse waren in diesem Jugendbuch ein wirklich großes Thema und es war spannend, alle zu erkunden. Zumal dabei eben wirklich einfühlsame Geschichten verknüpft waren, die Young sensibel und authentisch aufs Papier bringen konnte. Zudem geht es um jede Menge Liebe, aber Erotik spielt absolut keine Rolle, so dass auch genug Raum für diese Gefühle geschaffen wurde. Die Erzählung ist leider nicht an allen Stellen konsequent, da sich die Protagonistin z. B. mehrfach in ihren Handlungen selbst widerspricht. Aber am Ende gibt es auch kein klassisches Happy End, sondern ein Ende, das wie aus dem Leben genommen ist. Das hat für mich noch einmal unterstrichen, dass es sich um eine sehr realistische Jugendgeschichte handeln sollte und Young hat die wirklich überzeugend ausgearbeitet. So würde ich gerne immer die Jugendbücher von ihr lesen.

Fazit: Young-Fans sollten sich von der englischen Sprache nicht aufhalten lassen und einfach zupacken, denn es lässt sich wirklich sehr gut weglesen. Es gibt in der Handlung ein paar Ecken und Kanten, aber insgesamt bleibt mir eine sehr überzeugende Erzählung im Hinterkopf, die mich emotional sehr mitnehmen konnte.