Rezension

Gefühlvoll und lustig, mit kleinen Schwächen. Eine gute Einstimmung auf die Reihe!

Winston Brothers - Penny Reid

Winston Brothers
von Penny Reid

Bewertet mit 3.5 Sternen

Worum geht es?

Schon seit ihrer Kindheit ist Jessica James in Beau Winston verliebt. Warum? Weil er der charmanteste, netteste und liebenswürdigste Kerl auf dem Planeten ist, der Held, der ihre Katze von einem Baum gerettet hat. Nur in Sachen Aussehen muss er sich den ersten Platz mit jemandem teilen: Mit seinem Zwillingsbruder Duane, der sich charakterlich nicht stärker von Beau abheben könnte. Er ist frech, schonungslos direkt, nervtötend und hatte in ihrer Kindheit nichts Besseres zu tun, als ihr bei jeder sich bietenden Gelegenheit einen Streich zu spielen. Als Jessica in ihre Heimatstadt zurückkehrt, um Praxiserfahrungen als Lehrerin zu sammeln und die Schulden für ihr Studium abzubezahlen, bevor es sie wegen ihres Fernwehs wieder in die Welt hinaus zieht, dauert es nicht lange, bis sie auf Beau trifft. Obwohl sie ihn fünf Jahre nicht gesehen hat, weiß sie sofort, dass er es ist, denn sie bekommt vor Verlegenheit und Ehrfurcht keinen einzigen Ton heraus. Dass das nicht das zuverlässigste Indiz ist, muss sie auf die harte Tour lernen …

Meine Meinung

Ich gestehe: Mich hatte das Cover wegen des Models zunächst etwas abgeschreckt, sodass es mich allein wohl nicht zum Lesen des Klappentextes bewegt hätte. Der Name der Autorin und das offensichtliche Angehören zum New Adult Genre haben mir den nötigen Schubser gegeben, mich mit dem Klappentext und der Leseprobe auseinanderzusetzen und ich kann nur sagen: Gott sei Dank, denn beides macht unglaublich viel Lust auf das Buch, sodass ich es kaum erwarten konnte, mir Jessica und Duanes Geschichte vorzuknöpfen.

Meine starke Begeisterung, die durch Klappentext und Leseprobe geweckt wurde, konnte sich zwar leider nicht bis zum Ende halten, aber das lag größtenteils daran, dass sich ein Handlungsstrang in den Plot verirrte, den ich persönlich nicht gebraucht hätte und der meinen persönlichen Lesegeschmack nicht getroffen hat. Wer gerne Bücher mit Motorradclubs und deren kriminellen Machenschaften liest, der hat dann vielleicht etwas mehr Spaß an diesem Aspekt der Geschichte als ich.

Überzeugend war der Schreibstil, der mich sofort auf den ersten Seiten abholte. Die Autorin schreibt humorvoll und locker und auch die expliziten Szenen, von denen es hier gar nicht mal so viele gibt, sind ansprechend und niveauvoll geschrieben. Dass die Liebesszenen nicht in so hoher Zahl auftauchten und die eigentliche Handlung nicht in den Hintergrund drängten, hat mir gut gefallen, denn dadurch lag der Fokus vor allem auf der Gefühlsebene der sich anbahnenden Beziehung zwischen den Protagonisten, was ihre Liebesgeschichte glaubwürdig machte und ihr Tiefe verlieh.

Durch ihre Vorgeschichte, das Necken und Streichespielen in ihrer Kindheit, bekam ihre Liebesgeschichte außerdem einen süßen Beigeschmack. Die Gefühle waren automatisch glaubhafter und nachvollziehbarer, sodass man mit Jessica und Duane mitfiebern konnte. Dazu trug ebenso bei, dass von der Autorin kein künstliches Drama herbeigeführt und keine unnötigen Missverständnisse in die Geschichte eingebaut wurden. Ganz im Gegenteil sogar: Die Protagonisten spielen keine Spielchen, es gibt kein nerviges Herumeiern und sowohl Jess als auch Duane sind ehrlich und aufrichtig und scheinen über den nötigen gesunden Menschenverstand zu verfügen, gewisse Personen als falsch zu entlarven und sich von diesen nicht beeinflussen zu lassen. Das fand ich wirklich sehr erfrischend!

Insgesamt waren Jessica und Duane zwei sehr sympathische und interessante Charaktere. Jessica ist trotz ihrer gelegentlichen Sprachunfähigkeit in der Nähe von Beau eine junge, selbstbewusste Frau, die weiß, was sie will, und dazu auch steht. Dazu gehört auch ihre Lust zu reisen, die vor allem von ihrer Familie nicht verstanden und nicht ernst genommen wird, für die sie aber immer wieder einsteht und die auch in der Beziehung mit Duane eine nicht unwichtige Rolle spielt. Duane ist allein schon aufgrund ihrer Vorgeschichte ein spannender Gegenpart, der sich von seinem charismatischen, immer freundlichen Zwilling Beau wirklich stark abhebt: Er ist schonungslos ehrlich, nicht zu Unaufrichtigkeit fähig, selbst wenn diese angebracht wäre, und geht mit seinem Lächeln und seiner Zuneigung sparsam um. Vor allem aber ist er ein von Grund auf guter Kerl, den ich sofort sympathisch fand und hinter dessen Fassade mehr steckt, als Jessica bisher immer geglaubt hat.

Ein weiterer Pluspunkt der Geschichte waren die wunderbaren Nebencharaktere, mit denen das Buch aufwartet. Nicht nur Jess‘ liebe Freundin Claire, auch sämtliche Winston Brüder haben mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert oder mir ein breites Grinsen entlockt, weil sie alle auf ihre ganz eigene Art Charme versprühen. Ich bin froh, dass wir auch noch in den Genuss ihrer Geschichten kommen werden.

Einen kleinen Kritikpunkt sehe ich in der Oberflächlichkeit, mit der die Hintergründe der verschiedenen Figuren gestraft sind. Jessica und Duane haben beide einen interessanten Hintergrund, der ein tieferer, emotionalerer Blick wert gewesen wäre. Stattdessen werden diese Aspekte recht unspektakulär und wie nebenbei behandelt, sodass es schwerfiel, mit den Figuren hinsichtlich dessen mitzufühlen und sich auf gewisse Dinge einzulassen. Auch eine doch sehr wichtige und überraschende Wendung wurde dem Leser auf sehr unspektakuläre, nüchterne Weise eröffnet, aus der sehr viel mehr Emotionen hätten herausgeholt werden können, als es hier geschehen ist. Da hat die Autorin in meinen Augen Potential verschenkt, um den Leser zu berühren und tiefer in die Geschichte zu saugen.

Trotz alledem wartet die Geschichte mit einem passenden Happy End auf, das zwar nicht überraschend kommt und erahnt werden kann, den Leser aber mit einem zufriedenen und guten Gefühl zurücklässt, sodass die Autorin doch schon einiges richtig gemacht hat.

Fazit

Insgesamt ist dieser Auftakt eine klasse Einstimmung auf die Winston Brothers – Reihe und eine unterhaltsame, lustige und gefühlvolle Lektüre für zwischendurch, die viel Spaß macht. Ich kann das Buch trotz kleinerer Schwächen empfehlen und vergebe 3,5 Sterne.