Rezension

Gefühlvolle Erzählung von einem großen Verlust

Hechtsommer - Jutta Richter

Hechtsommer
von Jutta Richter

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Der verführerische Zauber von Jutta Richters Erzählung >Hechtsommer< trifft den Leser wie ein unversehens herbeigewehtes Lied, wie ein lange nicht mehr geträumtes Bild. Ihre Sprache ist von schlanker, anmutiger Schönheit, und die unaussprechlichen Gefühle stehen zwischen den Sätzen. So liest man diese Geschichte eines Sommers mit großer Bewegung." (Die Zeit)

Ich finde diese Beschreibung von Jutta Richters Geschichte sehr treffend. Es geht um die drei Freunde Anna, Daniel und Lukas. Sie leben mit ihren Familien auf dem Gelände eines alten Wasserschlosses und sind eine eingeschworene Truppe. Doch in diesem Sommer ist alles anders. Gisela, die Mutter von Daniel und Lukas, wird krank, und obwohl die Erwachsenen nicht sagen wollen, was los ist, merken die Kinder, dass es schlimm ist. Während Anna sich nur wünscht, dass alles so bleibt, wie es war, setzten die Jungen alle ihre Hoffnungen in den Hecht der im Burggraben lebt. Sie sind überzeugt, wenn sie es nur schaffen ihn zu fangen, dann wird ihre Mutter wieder gesund.

Auch wenn sich Jutta Richter einem sehr ernsten Thema widmet, schafft sie es, dass ihre Erzählung leicht und gefühlvoll zu lesen ist. Sie beschreibt aus Annas Sicht, wie die Kinder mitbekommen, dass es Gisela zunehmend schlechter geht. "Sie war einfach dabei zu verschwinden. So wie das Rapsgelb verschwunden war und das Klatschmohnrot. So wie die kleinen weißen Kamilleblühten verschwinden würden und danach der Sommerflieder." (S. 78) Aber vorallem beschreibt die Autorin, wie sich die Kinder dabei fühlen. Wie Anna hofft, dass alles so bleibt wie es war und doch weiß, dass sich alles verändert. Immer. "Hier hätte ich gerne die Zeit angehalten, aber das kann ja keiner. Die Zeit geht einfach weiter und dann kommt der Abend und es wird Morgen und dann kommt ein Gewitter und dann scheint die Sonne. So ist das mit der Zeit. Und dann eines morgens liegen die Kastanien braun und glänzend unter den Bäumen und dann wird es Winter, einfach so." (S. 104)

Ich habe dieses Buch als Kind schon einmal gelesen und jetzt kam es mir wieder in den Sinn und ich habe es noch einmal hervorgeholt. Ich weiß, dass es mich damals schon berührt hat und auch diesmal fand ich diese kurze Geschichte, in der fast nichts passiert und sich doch alles verändert einfach genial erzählt. Ein tolles Buch über so ein schwieriges Thema und definitiv nicht nur etwas für Kinder.