Rezension

Gefühlvoller Jugendroman über das Erwachsenwerden, Freundschaft und dem Sinn des Lebens

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
von Ali Benjamin

Mit "Die Wahrheit über Dinge die einfach passieren" (Originaltitel: The Thing about Jellyfish) ist Alison (Ali) Benjamin ein ganz besonderes Romandebüt gelungen. In diesem Jugendbuch geht es um die 12jährige Suzy, deren beste Freundin aus Kindertagen in den Sommerferien ertrunken ist. Franny, so der Name besagter Freundin, war schon immer eine bemerkenswert gute und sichere Schwimmerin und so kann es Suzy einfach nicht akzeptieren, dass der Badeunfall so völlig ohne Grund passiert sein soll. Ihrer Meinung nach muss dem Ertrinken ein Stich durch eine giftige Qualle vorangegangen sein.
Und so investiert sie viel Zeit und Mühe um im Zuge eines Schulreferats nach wissenschaftlichen Fakten über Quallen zu recherchieren, in dessen Genuss ebenfalls der Leser im Laufe des Romans kommt.

Suzy war schon immer ein ganz besonderes Kind und auch während der Pubertät bleibt sie sich und ihrer nachdenklichen Art zu leben und Dinge kritisch zu hinterfragen, treu. Ganz im Gegensatz zu Franny, die immer mehr und mehr zu einem typischen Teenager mutiert, sich dem allgemeingültigen Gruppenzwang unterwirft und immer banaler und oberflächlicher wird. 
Die schleichende Entfremdung der beiden Mädchen scheint unerlässlich, denn sie haben mittlerweile kein einziges gemeinsames Gesprächsthema mehr.

Suzy ist durch ihre Art eh schon immer der geborene Aussenseiter gewesen und so zieht sie sich nach Frannys Tod - gebeutelt von Selbstvorwürfen und sozial einsamer als jemals zuvor - tief in ihr Inneres zurück und stellt das Sprechen fast komplett ein. Die richtigen Worte zu finden, sich so mitzuteilen, dass ihre Mitmenschen sie inhaltlich zweifelsfrei verstehen, fiel ihr schon immer schwer. Und so erscheint ihr die Stille des Nichtsprechens die deutlich bessere Wahl zu sein.

Die Story spielt im Amerika unserer heutigen Zeit und wird aus Sicht der Protagonistin erzählt. Suzy lässt den Leser teilhaben an ihrer reichhaltigen Gedanken- und Gefühlswelt, aber auch an den quasi Zwiegesprächen, die sie mit ihrer verstorbenen Freundin führt. 
Es geht in diesem Roman, in dem der Leser das Erwachsenwerden der Protagonistin mitverfolgt, um so wichtige Themen wie Freundschaft, Selbstfindung, dem Sinn des Lebens und auch darum, Dinge manchmal einfach so hinnehmen zu müssen wie sie sind, weil sie einfach so - ohne wirklichen Grund, dem puren Zufall geschuldet - geschehen. 

Das eigentliche Zielpublikum sind eindeutig Jugendliche, dennoch habe ich mich - diesem Alter längst entwachsen - sehr gut unterhalten gefühlt und war regelrecht fasziniert von der wirklich gelungenen Umsetzung. Einzig mit dem Ende hadere ich ein klein wenig, wie so oft bei ansonsten wirklich guten Geschichten. Dafür dass die ersten rund 80% des Romans dermaßen tiefschürfend und sehr ausführlich vor dem Leser aufgerollt werden, erscheint mir das Ende doch ein wenig zu schnell abgehandelt zu werden. Wie gesagt, dass empfinde ich bei wirklich vielen Romanen so und letztendlich führt dieser Umstand dann auch in seiner Konsequenz zum Punktabzug in meinem Gesamteindruck. Dennoch gebe ich diesem Roman eine eindeutige Leseempfehlung!