Rezension

Gefühlvolles Debüt und glasklare Leseempfehlung!

Alles, was ich sehe - Marci Lyn Curtis

Alles, was ich sehe
von Marci Lyn Curtis

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

<<…Ich hatte das  seltsame Gefühl, mit einem Fuß fest in  einer neuen Welt zu stehen, während der andere noch in der Vergangenheit verwurzelt war. Eine Grätsche zwischen zwei Welten, denen ich beiden nicht ganz angehörte…>> 326

Maggie ist durch eine tückische Erkrankung plötzlich blind. Sie kann sich so gar nicht mit ihrem neuen Leben abfinden und lässt dies auch ihr ganzes Umfeld spüren. Bis eine Begegnung mit dem zehnjährigen Ben und ein missglückter Streich ein Wunder geschehen lassen – Sie kann wieder sehen! Zwar ist ihr Sichtfeld nur auf einen kleinen Ausschnitt der Welt begrenzt, aber dieses Glücksgefühl ist dennoch unbeschreiblich! Während sie ihr Glück kaum fassen kann und jede Minute am liebsten mit dem altklugen und hinreißenden Jungen verbringen möchte, schleicht sich nach und nach der Verdacht ein, dass das Wunder auf einer bitteren Wahrheit basiert, die erneut das Leben aller drastisch ändern soll…

Meine Meinung:

Marci Lyn Curtis erschafft eine wundervolle Welt rund um ein 17 Jähriges Mädchen namens Maggie, das durch eine Hirnhautentzündung erblindet und nun die Welt auf eine ungewöhnliche und „dunkle“ Art neu kennenlernen muss. Sie erzählt über eine verbitterte Erkenntnis, Ängste, Leidenschaft, eine unglaubliche Freundschaft, bewegende Erfahrungen, Selbstzweifel und vor allem die Hoffnung die auf einem Wunder basiert.

Geschmückt wird das Ganze mit sehr sympathischen, lebevollen und authentischen jungen Charakteren, die der Handlung sehr viel Leben und Liebe einhauchen, und den Jugendroman so zu einem atemberaubenden Lesevergnügen werden lassen.

Die Umsetzung ist wirklich himmlisch, man kann sich total gut in Maggie hineinversetzen, jede einzelne Gefühlregung nachvollziehen und klammert sich voller Hoffnung mit ihr an das kleine Wunder, welches Ben ihr beschert. Aber auch die Schattenseiten lassen einen nicht los und regen zum mitfiebern und auf leiden an. Unzählige Taschentücher wurden missbraucht um an Ende doch noch das Buch mit einem kleinen Lächeln zu zuklappen und fest zustellen, dass egal wie steinig, schwer und unergründbar der Weg auch schein mag, es sich lohnt zu kämpfen und den Kopf nicht hängen zu lassen.

Ich würde fast behaupten wollen, dass Maggie, aber auch Ben eine Art Vorbild sind, denn sie sind so Charakterstark und zeigen auf wie wichtig Zusammenhalt und Freundschaft im wahren Leben sind. Ich liebe ihre Dialoge, mal ließen sie mein Herz vor Freude strahlen, aber auch Herzschmerz musste ich an ihrer Seite erleiden.

Ein Beispiel dafür, was mich sehr berührte, ist:

<< … Thera, als du komplett blind warst, was hat dir von allem, was du früher sehen konntest, am meisten gefehlt? … „Der Himmel!“ … „Was vermisst du daran?“ … „Ich vermisse diese Minuten in der Abenddämmerung, wo es nicht mehr Tag, aber auch nicht Nacht ist. Das ist irgendwie eine magische Zeit, als könnte man so ganz nebenbei etwas Außergewöhnliches vollbringen…“ >> Dialogzitat Seite 157

 Maggie strotzt vor Energie, doch derzeit nehmen Frust, Enttäuschung, Ängste und eine enorme Wut den Großteil ihres Lebens ein. Sie träumte von einer Karriere als Fußballqueen, ein Leben ohne Ängste immer auf der Überholspur und Zufriedenheit ihrer Eltern. Aber ein einziger Tag legte einen dunklen Schatten über ihre Träume und ließ sie wie eine Seifenblase zerplatzen. Genau dies ist die Maggie, die man zu Beginn kennen lernt. Aber dann tritt Ben in ihr Leben, öffnet ihr bildlich gesagt die Augen und lässt ihr Herz erweichen und öffnet für Neues und vor allem die neue Maggie.

Ben ist einfach einzigartig und ich denke, dass man solch eine Persönlichkeit nur einmal im Leben trifft und sie dann auf keinen Fall mehr gehen lassen sollte. Er erfüllt die Handlung mit Leben, ist total witzig und vor allem besitzt er ein riesengroßes Herz!

Mit am besten gefiel mir Clarissa. Eine neue Schulfreundin von Maggie, die ihr eigentlich mehr auf die Nerven geht und sie sie viel mehr auf Abstand hält als das sie mit ihr Zeit verbringen will. Aber der quirlige, lebhafte und warmherzige Charakter dieser Nebenfigur, sprach mich sofort an und ich hätte mehr Zeit mit ihr verbracht.  

Der Schreibstil der Autorin ist humorvoll, locker und super flüssig. Man taucht durch in so tief in die Handlung ein und erlebt das gelesene auf eine Art selbst, kann sich an die Schauorte versetzen und sieht die kleine Welt, die sich Maggie offenbart mit eigenen Augen.

Auch hier legt die Gestaltung des Covers auf liebevolle Details, die die Neugier auf das Buch wecken. Aber auch hier verbirgt sich ein kleiner Schatz unter dem Schutzumschlag, der sich absolut nicht verstecken braucht und mit einem tollen Zitat aus dem Buch verziert ist.

Fazit:

Ein weiteres Highlight aus dem Königskinder Verlag, der durch eine spielerische Leichtigkeit eine realistische und wundervolle Geschichte über ein Wunder, die Liebe und eine innige Freundschaft erzählt!