Rezension

Gegensätze ziehen sich an

Wie die Erde um die Sonne - Brittainy C. Cherry

Wie die Erde um die Sonne
von Brittainy C. Cherry

„Es war okay, das sie und ich das Leben unterschiedlich handhabten. Sie trug das Herz auf der Zunge, und ich meins in Stahlketten gewickelt tief verborgen in meiner Seele.“

 

Bestsellerautor Graham und seine Frau Jane waren sich einig: Niemals Kinder haben. Als Jane ungewollt schwanger wird, zieht sie sich aus der Verantwortung für die gemeinsame Tochter, indem sie ihre Koffer packt und Graham mit der Neugeborenen allein zurücklässt. In seiner Verzweiflung wendet der sonst verschlossene Autor sich an Janes Schwester Lucy und bittet sie um Hilfe. Doch er hat nicht damit gerechnet, dass die junge Frau derart viel Freude und Liebe in sein Leben bringen und sein steinernes, sorgsam beschütztes Herz erweichen würde.

 

Dies ist bereits der 4. erschienene Teil der Romance-Elements-Reihe von Brittainy C. Cherry und auch, wenn ich einen davon bereits im Regal stehen habe, muss ich gestehen, dass dies der erste ist, den ich auch wirklich las. Wie ich aber festgestellt habe, bauen die Teile scheinbar nicht aufeinander auf und haben keinen gemeinsamen Plot, sodass man sie getrost getrennt voneinander oder in anderer Reihenfolge lesen kann, als sie rausgebracht wurden.

 

Abwechselnd wird aus der Sicht von Lucy und Graham erzählt. Durch Lucy erfährt man zunächst, wie sie und ihre Schwestern aufgewachsen sind, und bekommt damit gleich die Erklärung für die unterschiedlichen Lebensweisen von ihr und Jane geliefert. Im weiteren Verlauf erlebt man die Zeit, die Lucy und ihre zweite Schwester Mari zusammen verbringen, bis die Geschichte sich in der Gegenwart befindet und auch Graham seinen Auftritt hat. Seine Vergangenheit ist mithilfe von Rückblicken im späteren Verlauf des Buches dargestellt.

In der Erzählweise kommen auch schon die unterschiedlichen Wesenszüge der beiden Protagonisten raus, Lucy ist stets bemüht, gut gelaunt und freundlich zu sein, sie strahlt immer vor Hoffnung und Güte. Graham hingegen gibt sich oft nüchtern, unterkühlt oder genervt, insbesondere von seiner Frau oder wenn ihm jemand auf irgendeine mit Worten zu nah tritt.

 

Wie man es am Erzählstil schon merkt, ist Lucy etwas, das Graham als „Hippiebraut“ bezeichnet. Sie lebt ihr Leben voller Optimismus und Freude und ist ein absoluter Freigeist, was die von ihrer Mutter geerbt hat. Im Gegensatz zu Graham versteckt sie ihre Gefühle nie und hat das Herz offen auf der Zunge. Ihre Herzlichkeit und der Glaube an das Gute im Menschen haben dafür gesorgt, dass sie mir sofort unglaublich sympathisch war, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch nie einem solch frohgemuten Buch-Charakter begegnet bin.

Der Autor Graham hat in früherer Kindheit vieles durchmachen müssen und sich deswegen nicht nur ein dickes Fell, sonder gleich ein ganzes Bataillon an Schutzmechanismen für sein Herz zugelegt. Emotionen müssten nicht immer zur Schau gestellt werden, ist seine Meinung, dadurch wirkt er oft kalt und unfreundlich. Allerdings hat er, wenn er mal Witze macht, einen sehr trockenen Humor, der mich oft zum schmunzeln gebracht hat.

Die beiden sind wie Erde und Luft, der eine unbeweglich und hart, die andere frei und leicht im Geiste, eine Kombination, wie sie mir so extrem noch nicht untergekommen ist.

 

Die Geschichte von Graham und Lucy ist wirklich außergewöhnlich. Die Veränderung, die Graham durchmacht, ist zunächst kaum spürbar, doch er kann sich Lucys Wirkung nicht entziehen. Bald ist sie nicht mehr nur diejenige, die ihm mit seiner Tochter Talon hilft, sondern auch die, die ihn selbst vor der Dunkelheit rettet und ihm begreiflich macht, dass Gefühle nichts schlechtes sind. Alles entwickelt sich für mich im genau richtigen Tempo, allerdings ist es für den aufmerksamen Leser kein Wunder, dass bei ungefähr zwei Dritteln des Buches einige Wendungen eintreten, die es mit ihrem Inhalt tatsächlich geschafft haben, mich zu schockieren. Das Ende jedoch ist wieder besser geworden, als ich mir erhofft habe.

 

Mein Fazit:

Dieses Buch hatte alles, was ich mir wünsche. Liebenswerte Charaktere, eine großartige Story-Idee, überraschende Wendungen, ein zauberhaftes Ende und das Wichtigste: Es hat mich aufrichtig berührt, zum lachen und zum weinen gebracht.

Eine definitive Kaufempfehlung für alle, die Liebesromane der besonderen Art zu schätzen wissen, egal ob schon Fans der Reihe, oder Ersttäter!