Rezension

Gegenspiel zu Fliehkräften

Gegenspiel
von Stephan Thome

Die Portugiesin Maria bricht aus der familiären Enge aus, zieht nach Deutschland und studiert in Berlin. Sie gerät in die Hausbesetzerszene und beginnt eine Beziehung mit einem rebellischen Regisseur, doch sie heiratet einen Philosophieprofessor, bekommt mit ihm ein Kind und lebt lange in einer bürgerlichen Ehe. Nach dem Auszug der Tochter will sie noch einen Versuch startet und zieht nach Berlin als Assistentin des Regisseurs; ihre Ehe kriselt. Maria muss herausfinden, was sie eigentlich möchte.

Dieser Roman wird gelobt und steht auf der Bestsellerliste. Doch berührt hat er mich wenig; zu fremd blieb mir Maria, zu wenig konnte ich mich in ihre Faszination für Falk hineinfühlen, zu blass blieb mir ihr Mann Hartmut. So viele Seiten über Lebenslügen, Selbsttäuschung und Beziehungen animieren eigentlich zur Selbstreflexion, doch hier schweiften meine Gedanken eher ab. Nur einige Schlüsselszenen sprachen mich an und weckten Erinnerungen: Wo hatte ich so etwas schon gelesen? Das Internet gab mir die Lösung: Thomes Vorgängerroman "Fliehkräfte" erzählt die gleiche Geschichte aus der Sicht des Mannes. Auch dieses Buch habe ich gelesen, doch dass davon so wenig haften geblieben ist, ist ja erschreckend. Mein Buch war es also absolut nicht. Wem es gefällt, der liest wohl am besten beide Bücher hintereinander und wird so ein genaueres Bild der beiden Protagonisten gewinnen.