Rezension

Geheimdienstler unter sich und die Probleme, die das mit sich bringt

American Spy - Lauren Wilkinson

American Spy
von Lauren Wilkinson

Bewertet mit 3 Sternen

Nach dem eröffnenden Schreck-Moment, in dem die Mutter zweier Kinder nachts in ihrer Wohnung auf einmal einem bewaffneten Mann gegenübersteht, der sie töten will, dröppelt der Roman so vor sich hin und lässt jede Spannung hinter sich. Er wird dann eher zur Geschichtsstunde.

Marie, die in den 80ern als erste schwarze Agentin beim FBI anfing, stellt fest, dass ihre Vergangenheit sie einholt. Also flieht sie mit ihren Söhnen zu ihrer Mutter nach Martinique und setzt sich an den Schreibtisch. Für ihre Söhne will sie zu Papier bringen, was in Ihrer Vergangenheit als Agentin geschah, wie das mit dem Vater der Jungen zusammenhängt und wie es weitergehen könnte. 

Sie will ihren Söhnen Mut machen, sich in dieser Welt zu behaupten - in der sie es mit ihrer dunklen Hautfarbe schwerer haben als andere. Zumindest glaube ich das. Das Thema Rassismus wirkt für mich wie nachträglich in den Roman hineingeschrieben - vielleicht, um ein bisschen auf der aktuellen Welle mitzuschwimmen. Denn eigentlich tut die Diskriminierung, die Marie (und ggfs. auch ihre Söhne, davon erfährt man nichts) aufgrund ihrer Hautfarbe erfahren, in Bezug auf die Handlung nichts zur Sache. Da geht es mehr um die Dynamiken im FBI (hier wird sie auf jeden Fall diskriminiert und nicht für voll genommen, aber das auch aufgrund ihres Geschlechts - es waren die 80er!), ihren Konflikt zwischen Liebe und Beruf, die Politik Burkina Fasos und ihre Kindheit, vor allem die Beziehung zu ihrer Schwester. 

Dass die einzige schwarze Frau beim FBI auf eine politische Schlüsselfigur angesetzt wird und sich die beiden sofort unglaublich zueinander hingezogen fühlen, ist für mich schlicht unglaubwürdig. Ja, von einer sogenannten Honigfalle habe ich schon gehört, aber das läuft dann doch eher über einen längeren Zeitraum und nicht 3 x 3 Stunden? Und dass Marie ihre Gefühle da nicht im Zaum halten kann, ist höchst unprofessionell und spricht nicht für ihre Qualitäten als Agentin, die an anderer Stelle immer so gelobt werden. 

Kurz, ich konnte mit dem Roman nicht warm werden bzw. habe auch nicht das Gefühl, ihn wirklich verstanden zu haben, denn wenn ich ihn jetzt wieder Revue passieren lasse, weiß ich schon nicht mehr, warum Marie so lange nach ihrer Zeit beim FBI noch liquidiert werden sollte. Das Problem ist, dass fast alle Handelnden in diesen Roman ihre beruflichen Querelen zu ihren persönlichen machen und das macht es mir mit den Motiven der Personen schwer. 

Ein Pluspunkt aber für das Cover, das finde ich sehr ästhetisch, schlicht und 'catching'.