Rezension

Geheimniskrämerei ist schön und gut, aber...

Ungeschehen - Tina Seskis

Ungeschehen
von Tina Seskis

Emily verlässt ihre Familie in Manchester und beginnt in London ein neues Leben, wobei sie ganz von vorne anfangen muss. Man weiß nicht, warum sie geht, aber man merkt, dass vor einiger Zeit in Emilys Leben etwas passiert ist, dass sie völlig aus der Bahn geworfen hat und weswegen sie das Leben mit ihrer Familie, ihren Freunden und Bekannten nicht mehr aushält. Es gibt immer wieder Rückblenden in ihr "altes Leben", bis am Ende ihr altes und ihr neues Leben aufeinander treffen und alles aufgeklärt wird.

Ich habe das Buch an einem kalten Dezembertag gelesen und konnte die Hitze der ersten Wochen in Emilys neuem Leben förmlich spüren. Auch die Beschreibung ihrer ersten Unterkunft mit ihren zusammengewürfelten Bewohnern, ihre Jobsuche und ihren späteren beruflichen Werdegang fand ich sehr realitätsnah. Es war ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte, da mich Emilys Geschichte einerseits und ihre geheimnisumwitterte Vergangenheit andererseits in ihren Bann zogen.

Doch dann kam die Auflösung des Geheimnisses und ich muss sagen, dass ich noch nie vom Ende eines Buches so enttäuscht war wie von diesem. Das ganze Buch beruht eigentlich auf der Tatsache, dass die Autorin den Leser von Anfang an an der Nase herumführt. Ich hatte schon auf den ersten Seiten, als Emily das Haus verlässt, in dem sie die letzten Jahre gewohnt hat, das Gefühl, dass etwas fehlt. Ich habe sogar die ersten Seiten zweimal gelesen, weil ich verwirrt war. Und dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt, hatte ich immer wieder, sobald es im Buch um diejenigen ging, die Emily zurückgelassen hat.

Natürlich wird Spannung in einem Buch oft aufgebaut, indem der Autor dem Leser bestimmte Informationen vorenthält, aber in diesem Buch ist das so plump gemacht, dass man sich als Leser von der Autorin nicht ernst genommen fühlt, wenn man das am Ende merkt. Die letzten Seiten, die dann auch sehr überstürzt geschrieben und kitschig wirkten, habe ich nur noch überflogen und das Buch dann verärgert zur Seite gelegt. So macht mir Lesen keinen Spaß!

Bis kurz vor Ende des Buches hätte ich "Ungeschehen" fünf Sterne gegeben. Doch das Ende hat alles kaputt gemacht…