Rezension

Geheimnisse bei den Nachfahren der Hugenotten

In tiefen Schluchten - Anne Chaplet

In tiefen Schluchten
von Anne Chaplet

Bewertet mit 4 Sternen

Tori Godon, ehemalige Anwältin und frisch verwitwet, lebt seit einiger Zeit in einem Häuschen in einem Dorf in den Cevennen. Ihr Mann war ein Abkömmling der Hugenotten, die aus dieser Gegend kamen, und das war der Grund, weshalb sie beide sich dort niedergelassen haben. Um nicht in Trauer zu versinken, möchte Tori die Geheimnisse ihres Hauses ergründen. Das trifft sich gut, denn Belleville ist dabei, eine Ausstellung zu organisieren über das 1000jährige Bestehen des Örtchens. Allerdings kommt Tori damit einigen Bewohnern und ihren Geheimnissen sehr nahe, umso mehr, als ein holländischer Gast bei einem Ausflug in die Höhlen der Gegend verschwunden ist. 

In einer besonderen Mischung aus Krimi und geschichtlichem Hintergrund über die Hugenotten erzählt die Autorin Cora Stephan unter ihrem Pseudonym Anne Chaplet über die Ereignisse in einem fiktiven Dorf im südlichen Frankreich. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht ganz leicht, die vielen Namen verwirrten, und vor allem fragte ich mich immer wieder, warum Tori in Belleville geblieben ist, wenn sie ziellos durch den Tag ihrem Mann hinterhertrauert. Mit 42 gibt es ja noch viele Möglichkeiten, beruflich tätig zu werden, vor allem wenn die Alternative ein marodes Haus im Nirgendwo ist und sie andererseits in einer gutgehenden Anwaltspraxis tätig gewesen war. Doch nach dieser Durststrecke schaffte es die Geschichte, mich mit den Geheimnissen des Dorfes in den Bann zu ziehen, und das sind verblüffend viele im Nachhinein. Die vielen Landschaftsbeschreibungen beschwören ein eindringliches Bild der Gegend herauf, sind mir allerdings manchmal doch etwas zu ausführlich. 

Manches in diesem Buch konnte ich nicht ganz nachvollziehen, so wie ich anfangs auch die Protagonistin nicht immer verstehen konnte. Das Ende bleibt eher offen, erkennbar lediglich zwischen den Zeilen. Das Buch versteht sich als Kriminalroman, doch so richtig überzeugt hat mich der Kriminalfall nicht. Es geht eher um die historischen Hintergründe, die in dieser kargen Landschaft eine große Rolle spielen und dabei gekonnt die Gegenwart mit der Vergangenheit verknüpfen. 

Wer sich das vor Augen hält und auch über die ersten Seiten des Buches hinaus lesen will, den erwartet eine interessante Geschichte, die ich mit 4 von 5 Sternen bewerte.