Rezension

Geheimnisse sollte man manchmal für sich behalten...

Speechless (Sprachlos) - Hannah Harrington

Speechless (Sprachlos)
von Hannah Harrington

Bewertet mit 4 Sternen

Chelsea Knot liebt es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Sie gehört zu den angesagten Personen ihrer Schule und liebt Klatsch – bei ihr ist kein Geheimnis sicher. Als sie auf der Silvesterparty ihrer besten Freundin Kristen ein Geheimnis erfährt, ist es für sie daher ganz selbstverständlich, das gleich allen Partygästen mitzuteilen. Doch diesmal wird jemand krankenhausreif geschlagen. Chelsea ist entsetzt über die Konsequenzen ihres Verhaltens. Daher zeigt sie ihre gewalttätigen Freunde an, woraufhin Kristen und der Rest ihrer Clique sich von ihr abwenden. Außerdem legt Chelsea ein Schweigegelübde ab. Wie wird sie die kommende Zeit meistern?

Das Cover ist schlich, durch die unebene Oberfläche und den hervorgehobenen Titel aber interessant gestaltet. Es machte mich neugierig auf das Buch und ich war gespannt, welches verhängnisvolle Geheimnis Chelsea wohl entdeckt. Mit meinen eigenen Spekulationen habe ich dabei voll ins Schwarze getroffen, denn so ungewöhnlich ist das Geheimnis eigentlich nicht. Doch die Konsequenzen des Ausplauderns dieses Geheimnisses sind es, die den Rest des Buches dominieren und es interessant machen.

Chelseas Charakter erlebte ich als authentisch. Kopfschüttelnd habe ich mich durch die ersten Seiten gelesen, in denen sie ein wahrhaft egozentrisches Verhalten an den Tag legt. Doch nachdem sie auf sich allein gestellt ist und sich im Schweigen versucht, beginnt sie sich charakterlich zu ändern. Gut konnte ich nachvollziehen, wie verletzt sie über die Reaktion ihrer eigentlich besten Freundin ist, wie sie versucht, mit ihrem Schweigen endlich mal eine Sache durchzuziehen und wie sie aus dem Kontakt zu neuen Freunden allmählich wieder Hoffnung schöpft.

Chelseas Mitschülern fehlt es leider an Tiefe, ihr Verhalten war für mich relativ vorhersehbar, nachdem ich sie einmal kennengelernt hatte. Mit Asha und Sam hat die Autorin aber zwei sympathische Personen geschaffen, die für Chelsea zu einer wichtigen emotionalen Stütze werden und die man als Leser einfach mögen musste.

Die Kapitel des Buches sind nach Tagen gegliedert. Zum raschen Weiterlesen hat mich vor allem die Frage getrieben, wie lange Chelsea ihr Schweigen wohl durchhält. Auch die eingebaute Liebesgeschichte, die zum Ende hin recht viel Platz einnimmt, konnte mich unterhalten. Im Rückblick zweifle ich allerdings an der Realitätsnähe dieser Geschichte. Für meinen Geschmack gab es doch viele klischeehafte Reaktionen und Zufälle. Nichtsdestotrotz regt das Buch zum Nachdenken über Themen wie Freundschaft, Mobbing und Ehrlichkeit an sowie der Frage, wie man sich selbst wohl in Chelseas Situation oder als ihr Klassenkamerad verhalten würde.

Mit „Speechless“ hat Hannah Harrington eine interessante Idee vorgelegt. Die Protagonistin Chelsea muss sich mit den Konsequenzen ihres Plauderns, der Zurückweisung ihrer Freunde und dem Durchziehen ihres Schweigegelübdes auseinandersetzen. Das führt zu einer Geschichte, die mich trotz mangelnder Realitätsnähe unterhalten und auch zum Nachdenken bringen konnte. Ich empfehle das Buch gerne an Jugendliche weiter.