Rezension

Ge(h)nial

Gehen. Weiter gehen - Erling Kagge

Gehen. Weiter gehen
von Erling Kagge

          Das Buch „Gehen. Weiter gehen – eine Anleitung“ von Erling Kagge ist die deutsche Übersetzung des norwegischen Originaltitels A ga. Ett Skritt om gangen und im Insel-Verlag als Hardcover im Oktober 2018 erschienen. Erling Kagge ist selbst Abenteurer, Weitwanderer und Bergsteiger und schreibt in diesem Buch über seine Leidenschaft, das Gehen.

Inhalt:
Obwohl das Buch als Sachbuch gehandelt wird, sehe ich das Buch eher als philosophisches Werk über das Gehen. Viele Zitate und Studien, die allesamt mit Quellen belegt sind, finden sich in diesem dünnen Buch, das trotz weniger Seiten der umfassend ist.

Meine Meinung:
Der Autor, der selbst als erster sowohl den Nord- und Südpol sowie den Mount Everest begangen hat, weiß definitiv wovon er schreibt. Auch wenn ich selbst passionierte Geherin (und eher den „Wild Urbs“ zuzurechnen bin als den Bergsteigern und Weitwanderern) eher gemütlichere und familientaugliche Touren bevorzuge, so kann ich aus eigener Erfahrung den Reiz des Gehens nachvollziehen und hatte während der gesamten Lektüre das Gefühl, dass mir der Autor direkt aus der Seele schreibt.
In vielen Sprachen, vor allem Sanskrit, worauf auch im Buch eingehend Bezug genommen wird, hat das Wort „gehen“ eine zentrale Bedeutung, die sich auch in der deutschen Sprache wieder findet. „Wie geht es dir?“ ist uns ebenso geläufig wie „etwas durchgehen“, jemanden etwas „angehen“ „umgänglich sein“ und „es geht“ als Synonym für etwas, das funktioniert. Gleichzeitig gehen wir immer weniger, so lange, bis nichts mehr geht und Menschen völlig ausgebrannt zurückbleiben, und nicht mehr „in die Gänge“ kommen.
Angesteckt durch meinen Mann zähle ich mittlerweile, wie viele andere auch, wie viele Schritte ich täglich gehe und bin ähnlich entsetzt wie der Autor. Durchschnittlich bewegen sich Frauen in meinem Alter etwa 4000 Schritte täglich und auch Kinder bewegen sich immer weniger und befinden sich viel öfter in geschlossenen Räumen und vor Bildschirmen, obwohl weithin bekannt ist, dass gerade motorische Erfahrungen eng mit dem kognitiven Lernprozess von Kindern verknüpft ist.
Das Gehen selbst wird von jeder möglichen Facette aus beleuchtet, so dass es „durchgängig“ spannend zu lesen ist.

Fazit: Ein tolles Werk für Menschen, die gerne gehen, und jene, die gerne mehr gehen würden- es geht!