Geht ans Herz
Bewertet mit 5 Sternen
Einen Killer jagen? Klar, immer! Das denken sich zumindest Miv und ihre beste Freundin Sharon, als es darum geht, Mivs Familie vor einem Umzug zu bewahren, auf den Miv mal so gar keine Lust hat. Doch wie jagt man einen Serienmörder? Ganz einfach, man verdächtigt quasi jede Person im eigenen Umfeld, sei es wegen ihrer Optik, ihrem Verhalten oder einfach weil sie unsympathisch sind. Eine davon wird es schon sein.
Miv und Sharon sind zwar jung, das bedeutet allerdings nicht, dass dieses Buch zu kindliche Züge hat. Ja, die Ich-Erzählerin ist deutlich jünger als die Zielgruppe des Buches, aber sie hat eine fesselnde Art die Dinge zu beschreiben und dabei ins Detail zu gehen. Ich habe ihr und ihrer Freundin sehr gern über die Schulter geschaut und mich auch nicht gelangweilt, wie es mir sonst bei Romanen für Erwachsene häufig passiert.
Während der eigentlich harmlosen Ermittlungen der beiden jungen Mädchen kommt so einiges ans Licht, was unter anderen Umständen eigentlich gut verborgen geblieben wäre. Es enthüllen sich nach und nach private Probleme, persönliche Schicksale und gesellschaftliche Missstände in der Nachbarschaft, je länger die Mädchen durchs eigene Viertel schnüffeln, und vieles davon hat Gewicht. Was noch unschuldig beginnt, nimmt bald immer ernstere Züge an, ich musste das ein oder andere Mal ordentlich schlucken und auch ein Tränchen ist geflossen.
Jeder Verdacht, dem Miv und Sharon nachgehen, führt zu einer neuen Erkenntnis über das Leben, wie die beiden es führen, über die Verhältnisse und Normen in der Gesellschaft, wie sie zu der Zeit, als der Yorkshire Ripper England in Atem hielt, gegeben waren. Das sind nicht immer rosige Erkenntnisse und manchmal versteht man vielleicht auch ein bisschen besser als die Protagonistinnen, was dort eigentlich gerade passiert ist. Das sind die besonders bedrückenden Momente, wenn die Lesenden wissen: „Verdammt, das ist falsch, so etwas sollte nicht sein“, die unschuldigen Kinder-Gedanken es aber nicht sofort greifen können.
Das Ende hat mich emotional durch die Mangel gedreht, wie ich es noch zu Beginn des Buches ehrlicherweise nicht erwartet hätte. Es wird traurig, sehr traurig, aber die Hoffnung wartet gleich um die nächste Ecke.
Dieses Buch zeigt einem, wie wichtig Freundschaft und Familie sind, dass man nicht weggucken sollte, nur weil es gerade bequem ist. Vorurteile beiseite lassen und sich gegenseitig helfen, darauf kommt es wirklich an.
Ich hätte echt nie gedacht, dass das 5 Sterne werden, aber irren ist menschlich und ich freue mich riesig darüber, in diesem Fall falschgelegen zu haben.