Rezension

Geht für mich leider nicht als Thriller durch - aber eine angenehme Schnulze mit leichter Spannung

VERSUNKEN - Cheryl Kaye Tardif

VERSUNKEN
von Cheryl Kaye Tardif

Im Sinken aufgefangen...

Cheryl Kaye Tardif kennt man u.a. schon von "Des Nebels Kinder". Hier hat sie sich für ihr Buch einen schönen Hintergrund ausgesucht: zwei enttäuschte und verletzte Seelen, die beide mit ihrer Geschichte in Not sind und einander begegnen. Hach ja, da ist leider zu 100% vorhersehbar, dass das nicht nur bei einem Händeschütteln bleibt.

Die beiden, über die wir hier schon sprechen, sind Marcus und Rebecca. Beide Protagonisten lernen wir hier wirklich gut kennen und ich konnte mich auch gut in deren Ausgangssituationen hineinversetzen. Mit den gegenwärtigen Handlungen von Marcus konnte ich mich trotz seiner ständigen Regelverstöße besser identifizieren, als mit Rebecca´s Anwandlungen, die es für angebracht hielt, in größter Lebensgefahr zu flirten und selbst nach Rettung in letzter Sekunde von sich und ihren Kindern lieber noch einem Wildfremden Avancen zu machen, statt ihre Kinder zu beruhigen oder ihnen die Hände zu halten. Leider kann ich das nicht mal in Extremsituationen für gut befinden - ICH, dass andere Frauen das können, ist mir schon klar ;-)
Auch das Thema "Wiedergutmachung", dass ja bei den NA und AA immer und immer auf den Tisch kommt, spielt hier eine Rolle... Ob das nun heilt oder nicht, sei dahingestellt. Ich empfinde Marcus für mich einfach als einen wunderbaren Menschen, der auf Abwegen war und verstehe nicht, wieso dieser Gedanke des Wiedergutmachens und des um Vergebung Bittens noch nach Jahren so zelebriert wird. Ich hoffe, dass diese Ansichten den Suchterkrankten wirklich helfen!

Andere Protagonisten erlebe ich auf noch zwei weiteren Ebenen: zB Leo, Wesley, Carter, die Kinder Ella & Colton... das sind Charaktere, die uns im Buch öfters begegnen, diese sind auch so weit ausgearbeitet, dass ich mir ein richtig gutes Bild von ihnen machen konnte. Besonders Leo habe ich schnell zu schätzen gewusst, ist er doch für Marcus ein wirklich guter und aufrichtiger Freund.
Auf der kleinsten Ebene sind Figuren wie Tracey, Kollegen in der Notrufzentrale, usw. Auch diese sind gut beschrieben, aber eben nicht durchgehend anwesend.

Die Autorin schreibt in einem sehr flüssigen Stil, die verwendeten Wörter sind normal umgangssprachlich gewählt, so dass ich wirklich durch das Buch fliegen konnte. Das ist auch schon der Punkt, an dem ich ins Überlegen kam, denn die kurzen Kapitel erhöhten das Lesetempo und es war auch wirklich so, dass ich nach jedem Kapitel dachte: "Ich lese weiter, ich will wissen, was jetzt geschieht".
Doch leider kam mir dieser Gedanke nicht auf Grund hoher Spannung im Plot, sondern weil viele Kapitel einfach in 2 - 3 Minuten gelesen waren und, wie bereits genannt, der Schreibstil sehr flüssig ist. Spannung, die für mich zu einem Thriller gehört, habe ich hier jedoch vermisst. Nervenkitzel hatte ich keinen, die Geschichte war für mich nicht wirklich neu. Auch wenn die Auflösung mir so nicht bekannt ist von einer anderen Story, war doch vieles vorhersehbar.

Etwas, was ich hier unbedingt anmerken muss, sind die vielen Grammatik- und Rechtschreibfehler, die ich beim Lesen gefunden oder auch nicht gefunden habe, denn teilweise wurde hier ja auf komplette Wörter verzichtet. Diese EBook-Version sollte unbedingt überarbeitet werden, das ist nicht schön, so etwas zu lesen.

Mein Fazit ist, dass das eine nette Geschichte war, die sich von Anfang an zu einer Romanze entwickelte, mit Superhelden-Episoden auf Wiederholungstaste und Lebensreset für die Hauptfiguren - jedoch kein Thriller. Daher 3 von 5 Sterne.