Rezension

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Geht Liebe ohne die Erinnerung daran?

Between Your Words -

Between Your Words
von Emma Scott

Bewertet mit 4 Sternen

Schon nach der Leseprobe wusste ich, dass Buch kann nur emotional aufbrausend werden. Und wirklich enttäuscht hatte mich meine Lieblingsautorin auch noch nicht.

Der Schreibstil war wieder so lebendig und harmonisch. Meistens habe ich nur deswegen weiter gelesen und nicht, weil mich die Handlung durchgehend überzeugt hat. Emma Scott weiß einfach, wie man mit Worten umgeht.

Bei den Charakteren hatte ich tatsächlich eher gemischte Gefühle. Jim arbeitet als Hilfspfleger für Thea, die an Amnesie leidet. Fünf Minuten stehen ihr zu, bevor sie wieder alles vergisst und in ihr mentales Gefängnis zurückgesteckt wird. Thea's Zukunft sah eigentlich so gut aus, immer noch kreiert sie wunderschöne Bilder, in denen die letzten Funken ihrer Präsenz wiedergespiegelt werden. Und nur Jim scheint das zu erkennen.

Tatsächlich gefiel mir Jim. Lange ist es her, dass ein männlicher Charakter für mich so lebensecht und zerbrechlich war. Aber ich finde bei ihm wurde gleichzeitig Potenzial verschenkt. Der Fokus liegt nämlich (leider) bei, Thea's Krankheit und plötzlicher Wunderheilung. Jim spielt dabei die ganze Zeit nur den Unterstützer der ihr dabei hilft. Obwohl seinem eigenen Charakter viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden müsste. Er selbst zeigt Anzeichen von PTBS und hat negative Gedanken über sich selbst, die dann aber nicht wirklich behandelt werden. Eher werden sie durch die Liebe zu Thea von ihm verdrängt, was ich nicht wirklich unterstützen kann. Irgendwann hat er wie viele andere Charaktere im Buch dann eine plötzliche Wandlung und ist über seine Probleme hinweg gekommen. Einfach so.

Thea's Schwester Delia hat mich die meiste Zeit auch nur aufgeregt. Natürlich gibt es wirklich engstirnige dickköpfige Menschen, aber sie hat mit ihrer Art das Fass zum überlaufen gebracht. Da ich aber solche Menschen kenne, die leider weder auf Fakten/Argumente/oder den gesunden Menschenverstand hören, war ihre Figur noch realistisch. Bis zu dem Punkt, als sie es plötzlich nicht mehr aufhielt und eine 180° Drehung gemacht hat. Habe ich nicht verstehen können und der Grund von ihr dafür, war auch einfach zu wenig.

Schließlich hat mich auch Thea manchmal zum Verzweifeln, Lachen und Mitfiebern gebracht. Ich finde sie hat so eine lebensfrohe und bunte Persönlichkeit. Einfach über sie und ihre Art zu lesen, macht einen glücklich. Sie schafft es in den schlimmsten Momenten noch an Hoffnung zu halten, gesteht sich aber auch die unschönen Seiten des Lebens an. Auch wenn ich verstehen konnte warum, war sie mir dann doch manchmal zu kindisch und verantwortungslos. Als ihre Familie wäre wahrscheinlich durchgedreht und hätte das Mädchen festgekettet, damit es keinen Unfung anstellt. Aber man kann es ihr einfach nicht verübeln, nachdem sie soviel durchgemacht hat.

Einzig und allein Thea's Krankheitsverkauf und wie unrealistisch er am Ende war, hat mich dann wirklich gestört. Aber alles in allem war es ein gutes Buch mit wirklich außergewöhnlichen Charakteren. Leider ist man bei ihnen nicht immer in die Tiefe gegangen und das volle Potenzial der Geschichte wurde nicht ausgenutzt. Tatsächlich (und das ist selten bei Scott's Büchern) überlege ich schon jetzt, ob ich an Jim & Thea's Geschichte und dem Buch wirklich festhalten will.