Rezension

Geht so

Midnight Blue - L. J. Shen

Midnight Blue
von L. J. Shen

Meine literarische Bekanntschaft durfte ich mit L. J. Shen machen, als ich den ersten Teil ihrer ‚Sinners of Saint‘-Reihe gelesen habe. Damals war ich auf Anhieb von der bittersüßen Beziehung zwischen den beiden Protagonisten begeistert, weshalb ich nach und nach die ganze Reihe verschlungen habe. Es war also nicht verwunderlich, dass ich auf das neue Buch der Autorin sehr gespannt war. Trotz einiger Ähnlichkeiten zu Shens bereits erschienen Büchern konnte ‚Midnight Blue‘ mich dennoch nicht richtig packen. 

“Wahre Bedeutungen liegen immer im Verborgenen.” – Zitat (Seite 201)

Der erste Aspekt, der mich nicht zufrieden stellen konnte, war der Protagonist Alex (Alexander) Winslow. Dieser erschien mir wie ein kleines bockiges Kind, das zu viel verhätschelt wurde. Obwohl der 27-jährige ein erfolgreicher Sänger und Leadman der Gruppe ‚Man Meets Moon‘ ist, hat er ständig schlechte Laune. Da er gutaussehend und reich ist, ist er es gewohnt, dass ihm jede/r zu Füßen fällt und er alles bekommt, was er will. Außerdem erfüllt er jedes schlechte Klischee eines Rockstars: er nimmt Drogen, hat jedes Mal ein anderes Betthäschen, ist alkoholabhängig und wurde von Menschen, die ihm einst nahestanden, hängen gelassen. 

Wer hätte es gedacht, Alex‘ Retterin ist ein armes Mädchen, das immer noch an das Gute in ihm glaubt. Auch wenn Indie (Indigo) Bellamy zunächst dazu gezwungen ist, ihre Zeit mit Alex zu verbringen, erkennt sie, dass hinter seinem Verhalten mehr steckt. Somit liegt eine typische „reicher Typ und armes Mädchen“-Konstellation vor. Und wenn man einige Bücher aus dem gleichen Genre gelesen hat, ist es leicht zu erraten, was dieses „mehr“ ist. 

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive der beiden Protagonisten. Der Schreibstil ist malerisch und der Autorin gelingt es, die Gefühle der Figuren herüberzubringen. Was der Autorin ebenfalls gelungen ist, mich mit dem Wort ‚blau‘ zu nerven. Von „eisblaue Haare“, „azurblauer Cadillac“, „saphirblaue Augen“ bis zu „blauer Dutt“, „das Blaue vom Himmel“ und “blaugepunktetes Kleid” war gefühlt jede erdenkliche Kombination dabei. Meine Vermutung ist, dass Shen so einen Bezug zu dem Titel herstellen wollte. Ich muss zugeben, dies hat sie erreicht, auch wenn auf eine penetrante Art und Weise. Das Ende ist vollgestopft mit verschiedenen Ereignissen, sodass im letzten Drittel des Buches mehr passiert, als in den zweidrittel zuvor. Umgekehrt wäre es aus meiner Sicht deutlich besser gewesen.

Fazit

Meiner Meinung nach ist ‚Midnight Blue‘ vor allem für die Fans von L. J. Shen geeignet. Wobei mir ihre „Sinners of Saint“ – Reihe deutlich besser gefallen hat.