Rezension

Geister der Vergangenheit

Geister
von Nathan Hill

Bewertet mit 5 Sternen

Geister von Nathan Hill, erschienen im Piper Verlag am 4. Oktober

Eigentlich hat der Literaturprofessors Samuel Anderson ein sehr bequemes Leben. Er arbeitet tageweise an einer Uni und eigentlich ist es ziemlich egal ob seine Schüler etwas bei ihm lernen oder nicht. Die Abende verbringt er mit einem Internetspiel welches er gerne und ausgiebig an seinem Arbeitsplatz spielt. Bessere Internetverbindung. Das Leben könnte so schön sein, wenn nicht eines Tages der Anwalt seiner Mutter, eine Frau die ihn als Kind verlassen hat, ihn anruft und ihn auffordert, sich für seine Mutter bei einem Richter einzusetzen da sie einen Politiker mit Steinen beworfen hat. Samuels Interesse daran sich nun mit der Frau zu beschäftigen, die ihn einfach allein gelassen hat steigt erst, als sein Verleger einen Vorschuss für ein nicht geschriebenes Buch zurückfordert, oder er sich bereit erklärt zeitnah ein Buch über das Leben seiner Mutter zu schreiben. Ihre Attacke ist gefilmt worden und sie ist ein YouTube Hit.

Nathan Hill nimmt uns mit in das amerikanische Leben 2011 und 1968. Die meiste Zeit halten wir uns dabei in Chicago auf, aber wir suchen auch nach Wurzeln im ländlichen Bereich und in Norwegen. Nathan Hill beschreibt die Stimmung in Chicago Monate nach den schwarzen Aufständen die der Ermordung Martin Luther King folgten. Wir sind bei den weisen Gegnern des Vietnamkrieges und korrupten Politikern die aus allem einen Gewinn für sich schlagen wollen. Egal ob man einen Charakter in diesem Buch mag oder nicht, jeder trumpft mit einer sehr komplexen Persönlichkeit und Geschichte auf und am Ende hat man eine wunderbare Geschichte gelesen, die nicht wirklich spannungsreich ist, aber die einen neugierig macht und man nicht unbedingt für alles Verständnis hat, aber eigentlich sehr vieles versteht. Hill zeichnet eine Gesellschaft die zerfällt, die nicht miteinander redet, die versucht sich gegenseitig auszuspielen und jeder versucht die Ellbogen einzusetzen.

Erfreulich ist der Sprachstil und die fast poetische Beschreibung von Nathan Hill, der abrechnet mit der angeblich so freizügigen 68er Generation, die genau so unsicher und verklemmt gewesen ist wie jede Generation vorher und nachher.