Rezension

Geister, Eifersucht und Liebeskummer

Lockwood & Co. - Die Raunende Maske
von Jonathan Stroud

Nach ihrem letzten großen Fall ist die kleinste Agentur Londons - Lockwood & Co - gefragter denn je. Sie haben so viele Aufträge, dass sie sich aufteilen müsse, und trotzdem können sie nicht alle annehmen. Daher beschließt Lockwood, eine weitere Person mit ins Team zu holen, die zunächst nur als Sekretärin fungieren soll. Doch trotz aller neu erlangten Berühmtheit will man sie noch nicht bei den richtig großen Aufträgen dabei haben. Wie etwa bei dem unkontrollierten, massiven Ausbruch an Erscheinungen in Chelsea, der schon mehrere Leben gekostet hat. Lockwood, Lucy und George wollen die Quelle finden, doch da schaffen sie nicht allein. Sie brauchen Hilfe. Und die kommt ausgerechnet von ihren größten Konkurrenten.

Die raunende Maske, der dritte Band um die Agenten der Agentur Lockwood & Co, beschäftigt sich zwar immer noch mit gruseligen Phänomenen und bietet wieder einen überaus mächtigen Geist, den Lockwood, George und Lucy nur mit Teamwork besiegen können, aber er zeigt auch deutlich mehr Jugendbuchelemente als die beiden Vorgänger. Im Zentrum der ersten beiden Drittel steht nicht die Jagd nach Geistern, sondern vor allem Lucy Gefühlswelt. Genauer gesagt: Eifersucht und Liebeskummer. Sie stellt fest, dass sie allmählich romantische Gefühle für Lockwood entwickelt, doch der bekommt davon nichts mit, weil er voll und ganz mit dem neuen Teammitglied beschäftigt ist: Holly Munroe. Lucy und Holly stehen von Anfang an auf Kriegsfuß und dieser Konflikt artet irgendwann aus. 

Wer auf Gruselromane á la Spukhausgeschichten steht, der kommt hier zwar auch auf seine Kosten, allerdings erst auf den letzten hundert Seiten. Davon erledigen die drei zwar auch Aufträge, aber bei denen kommt kein Gänsehautgefühl auf. Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich dieses Mal tatsächlich mehr mit der Gefühlsebene der Figuren. Dabei geht es hauptsächlich um Lucy, ihre Eifersucht, ihr unglücklich-verliebt-sein und ihre wachsenden Fähigkeiten, die ihr allmählich selber Angst machen. Sie verspürt den Drang, mit den Geistern zu kommunizieren, so wie sie ständig mit dem Schädel im Glas spricht, aber das bringt sie immer wieder in gefährliche Situationen. Das ganze endet in einem Cliffhanger, der dieses Mal nichts mit Geistern zu tun hat, sondern mit Lucy selbst. Einem Cliffhanger, der mich neugierig macht, ob die Geschichte im nächsten Band eine neue Richtung einschlagen wird. Trotzdem, für meinen Geschmack hätte es im Mittelteil ein bisschen spannender und schauriger sein können und auch die "Sherlock Holmes"-Anteile, die mir im ersten Band Die seufzende Wendeltreppe so gut gefallen haben, vermisse ich hier. 
 

(c) Books and Biscuit