Rezension

Gelangweilte Jugendliche

Twelve - Nick McDonnell

Twelve
von Nick McDonnell

Bewertet mit 3 Sternen

New Yorker Upper East Side: Eine neue Droge namens ‚Twelve‘ taucht auf und ist sehr beliebt unter den reichen Kids. White Mike ist ein Dealer und versorgt die reichen und verwöhnten Kids mit dem weißen Zauberpulver.

Was ist zu dem Buch zu sagen? Damals hat Twelve eine regelrechte Schockwelle durch die USA gejagt, als es das erste Mal erschienen ist. Wie kann ein damals 17-jähriger so ein Buch schreiben? Wie kommt man auf sowas? Nun ja. McDonnells Vater war Herausgeber der New York Times und jetzt der Sports Illustrated, demnach verkehrte McDonnell schon von Kindesbeinen an in hohen literarischen Kreisen; einflussreiche Autoren sind Freunde der Familie. Von daher war es nicht verwunderlich, dass aller Augen auf McDonnell gerichtet waren.

Jetzt aber zum Buch. Ganz so verstehe ich den Hehl nicht, der um das Buch gemacht wurde. Der POV wechselt mit jedem Kapitel, jedoch sind die meisten Kapitel (alle meist nicht länger als 4 Seiten. Hier gehe ich aber von der englischsprachigen Reclam-Version aus, die ich gelesen habe) aus White Mikes Sicht. Wie so häufig bedient sich McDonnell des wunderbaren Klischees von Kids der Upper East Side. Reich, gelangweilt und schön. Kennt man schon aus Gossip Girl. Nur ohne Drogen. Wer keine Probleme hat, macht sich eben welche. In den Kreisen der reichen Kids kennt jeder jeden, oder eben über jemand anderen.

Während des Lesens habe ich jedes Mal ungläubig den Kopf geschüttelt, weil ich teilweise nicht fassen konnte, wie sich die Charaktere hier benehmen. Seelenlos und kaltherzig, aber dennoch niemals unglaubwürdig, und genau das macht die Authentizität des Buchs aus. Es gibt Kids, die wirklich so drauf sind.

Ich musste auch fast, wie schon erwähnt, die ganze Zeit an Gossip Girl denken, da die Missverständnisse zwischen den Personen so parallel sind und sich die Charaktere so rücksichtslos verhalten, dass gewisse Parallelen erkennbar sind.

Ich habe das Buch gern gelesen, doch passieren tut nicht wirklich was. Na ja, was heißt es passiert nichts. Eigentlich sind die ersten 200-nochwas Seiten dazu da, um einen ungefähren Handlungsbogen darzstellen und den Leser auf das vorzubereiten, was am Ende passiert. Und der Leser ist einfach nicht auf das vorbereitet, was am Ende passiert. Kein Mensch, ich eingeschlossen, hätte mit so einem apokalyptischen Ende gerechnet. Und das hat es in sich. Meine Augen wurden immer größer und meine Oh mein Gott!-Ausrufe hatten immer kleinere Abstände. So viel Brutalität, um nicht zu spoilern zu müssen, hätte ich nicht erwartet.

Ein zuerst mäßig spannendes Buch, dass sich leicht lesen lässt und man so schnell zum späktakulären und verstörenden Ende kommt, was es wieder voll wettmacht.