Rezension

Gelebte Geschichte

Als wir unsterblich waren - Charlotte Roth

Als wir unsterblich waren
von Charlotte Roth

Bewertet mit 5 Sternen

Gelebte Geschichte. Empfehelnswert!

"Die Welt verändern." daran glaubten sie. Das sie noch Möglichkeiten haben Spuren zu hinterlassen und das politische Geschehen zu beeinflussen. Sie schlafen wenig, sie arbeiten viel und müssen doch viele Rückschläge und Niederlagen einstecken. Für manche endet das politische Engagement tödlich, für andere kommt nur noch die Flucht in Frage. Paula, Kutte, Manfred, Clemens, Klara, Johanna und viele mehr leben in einer wilden lauten Zeit. Es 1912 und die Freunde sind noch jung, unerfahren und sie wollen die Welt ändern. 

Auf der anderen Seite steht Alex(andra). Es ist 1989 und sie erlebt gerade den Mauerfall. Mit ihrer Momi (93) lebt sie im Osten von Berlin und kann die Wende gerade nicht begreifen. Doch sie zieht mit ihrer Freundin los - zum Grenzübergang und läuft ihm in die Arme. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Sie verbringen die Tage miteinander und dann geschieht es. Momi bricht beim Anblick des jungen Mannes zusammen. 
Dies ist dann der Zeitpunkt an dem sich die beiden Handlungsstränge miteinder immer mehr verknüpfen. Der Leser wechselt immer wieder zwischen den Zeiten hin und her. Jedoch kann man den Geschichten gut folgen und lange bleibt es ein Rästel, wer der junge Mann ist und warum die Momi so eine Angst vor ihm hat. Mit jeder Geschichte wird die Verbindung offensichtlicher und man versteht Momi immer mehr. Auch ihren eigenen Wandel kann man dann nachvollziehen.

Das Buch lässt den Leser in eine politisch brisante Zeit reisen. Ab 1912 bis zum zweiten Weltkrieg reicht der Rückblick der Paula Klein. Die Autorin geht sehr stark auf die politischen Vorgänge ein und man fühlt sich fast schon in diese Zeit versetzt. So manches kennt man noch aus dem Geschichtsunterricht, anderes wird durch die Geschichte deutlich und verständlicher. Wer auf eine klassische Liebesgeschichte zwischen Alex und Oliver oder Paula und Clemens hofft, wird etwas enttäuscht werden, denn der politische Wandel und die Beziehungen der Freunde stehen hier eher im Vordergrund.