Rezension

Gelebte Zeit

Letzte Liebeslieder -

Letzte Liebeslieder
von Stefan Weiller

Erinnerungen

"Letzte Liebeslieder" ist eine Sammlung von Erinnerungen an Sterbende und deren persönlichen Erzählungen aus ihren Erinnerungen und ihrer Gefühlswelt, vom Autor innerhalb von mehreren Jahren zusammengetragen und aus dem Gedächtnis wiedergegeben. Die Lieblingslieder sind nur ein Schlüssel der beiseite gelegt werden kann, denn die Frage nach dem Lied, welches einem viel bedeutet, ist oft ein Aufhänger um den Gedanken und Erinnerungen freien Lauf zu lassen. Mich haben manche Geschichten mehr berührt als die anderen, so wie einen Menschen mehr oder weniger bewegen, je nach dem ob die eigenen Erfahrungen und Gedanken mit denen der anderen Person kollidieren oder sich alles zusammen zu fügen scheint. Das macht auch die Hospizarbeit zu einer großen Herausforderung. Der Sterbende soll nicht aus dem Leben heraus gedrängt werden. Bis zum Letzten Atemzug, begegnen wir Individuen, die sich im Laufe eines Lebens, sei es kurz oder lang gewesen, entwickelt haben und nicht zu einem Einheitsbrei der "von uns gegangenen" vermengt werden wollen. Dieses Buch berührt mich sehr, da es trotz Angst vor der eigenen Vergänglichkeit sensibel macht für das Thema, Umgang mit dem (eigenen) Leben und dem Umgang mit Sterbenden, die ihr Leben lebten und nun einen letzten großen Schritt wagen müssen. Dabei wird einem von manchem der interviewten ans Herz gelegt, der Zeit in der man lebt, mehr Leben einzuhauchen und Dinge die einem wichtig sind, nicht auf die lange Bank zu schieben. In der ersten Geschichte bin ich als Leser ganz bei den Angehörigen. Ein kleiner Junge, der seinen Vater verlieren wird und in seiner Trauer isoliert bleibt, hat mich besonders bewegt. So geht auch jeder Begleiter und jeder Angehörige seinen eigenen Weg der Trauer. Stefan Weiller hat einen Impuls gesetzt, den Tod nicht zu tabuisieren und hat mit dieser Lektüre Trauernde wie Sterbende ins Licht gerückt.