Rezension

Gelesen || "Dampfnudelblues" von Rita Falk

Dampfnudelblues - Rita Falk

Dampfnudelblues
von Rita Falk

Bewertet mit 4 Sternen

Erster Satz
STIRB DU SAU!, steht auf dem Höpfl seiner Hauswand

Inhalt
Nachdem Franz Eberhofer professionell seinen Vierfach-Mord aufgeklärt hat, könnte seiner Meinung nach ein wenig Ruhe in Niederkaltenkirchen einkehren. Immerhin ist sein Saustall endlich wohnlich, seine lose Beziehung mit der Susi aus der Verwaltung läuft gut und ansonsten ist er ja auch schwer damit beschäftigt, sich von der Oma verköstigen zu lassen. Doch dann wird er zum Rektor Höpfl gerufen, der an der hiesigen Realschule arbeitet. Dem hat nämlich jemand "Stirb, du Sau!" an die Hauswand geschmiert. Für den Eberhofer Franz eigentlich kein Grund zur Aufregung, immerhin sind Rektoren nicht gerade die beliebtesten Menschen unter der Sonne und so wie er vom Simmerl seinem Max weiß, ist der Höpfl noch dazu ein außergewöhnlich ekelhaftes Exemplar. Auf jeden Fall kein Grund, um der Oma ihr Mittagessen ausfallen zu lassen. Doch dann ist der Höpfl von einem Tag auf den anderen verschwunden und da sieht auch der Eberhofer ein: hier muss jemand ermitteln. Und als einziger Dorfgendarm bleibt das wohl an ihm hängen.

Meine Meinung
Es hat nicht lange gedauert, bis ich nach dem genialen ersten Teil "Winterkartoffelknödel" zum nächsten Teil der Eberhofer-Provinzkrimi-Reihe gegriffen habe. Die Atmosphäre des Vorgängers konnte mich ja bekanntermaßen total einnehmen und ich hab stellenweise Tränen gelacht und vor allem: ich hab die Charaktere total ins Herz geschlossen, da sie zwar manchmal etwas derb sind, aber trotzdem das Herz am richtigen Fleck haben. Daher ist mir der Einstieg in den zweiten Teil ganz einfach gefallen.

Auch in diesem Buch fällt sofort Rita Falks außergewöhnlicher Schreibstil auf, der einen sofort nach Bayern katapultiert. Da die ganze Geschichte aus Franz Sicht erzählt wird und der nunmal das sagt, was er denkt, bekommt der Leser einen köstlichen Einblick in dessen Gedankengänge. Oft hatte ich das Gefühl, den Eberhofer direkt in meinem Ohr zu hören. Das ist eine Qualität, die nicht jeder Autor mit sich bringt. Allerdings muss man ehrlich sein: wem das Bayerische nicht gefältt und damit so gar nichts anfangen kann, der wird mit dieser Reihe wenig Freude haben. Wem es aber so geht wie mir und das Bayerische gern mag (mitsamt seiner ur-eigenen Mentalität), der wird mit Frau Falks Schreibstil viel Spaß haben. Für die Nordlichter unter den Lesern wurde extra ein Glossar verfasst, das am Ende des Buches die vielleicht unbekannten Begriffe beschreibt

Obwohl es sich hierbei um einen Krimi handelt, ist die Handlung eigentlich nicht das Herzstück der Erzählung, wenn man mal ehrlich ist. Obwohl auch der Kriminalfall seine Stärken hat (dazu sogleich), hab ich mich vor allem auf ein Wiedersehen mit den tollen Charakteren gefreut. Das gilt natürlich in erster Linie mal für Franz Eberhofer himself. Er ist weder ein Prince Charming (eigenlich ist er genau das Gegenteil davon), noch ein brillianter Ermittler, aber mit seiner manchmal ruppigen Art und seinen ganz eigenen, unkonventionellen Ermittlungsmethoden, hat er sich in mein Herz geschlichen. Er sagt, was er denkt und wenn er damit aneckt, dann kratzt ihn das auch nicht unbedingt. Und genau deshalb mochte ich ihn. Mit seiner direkten Art würde ich mich wahrscheinlich super mit ihm verstehen. Eigentlich ist er ein Klischee auf zwei Beinen, aber genau dieser Umstand macht auch den Charme des Buches aus. Und wo der Eberhofer im ersten Teil noch ein Block ohne Gefühle war, zeigt er dieses Mal sogar ein wenig Weichlichkeit. Dann seine Susi will endlich mal Nägeln mit Köpfen machen, was dem bindungsphobischen Franz natürlich ein dickes Problem einbringt. Die Susi an sich war für mich etwas zu unnahbar, da so gar nicht rüber kommt, warum sie den manchmal ekelhaften Eberhofer eigentlich genau mag. Dabei sehen alle, bis auf den Franz selbst: die Susi passt zu dem bockigen Kommissar. Als der dann sein Glück mit ihr vergeigt, scheuen sich auch die Oma und der Papa nicht davor, ihre Meinung zu der Sache kundzutun. Denn der Franz ist eben nicht der einzige in der Familie, der sagt, was er denkt.]

Und weil die Oma ganz genau weiß, wie sie den Franz am besten kriegen kann, verweigert sie dem erstmal die Essenszubereitung, als sie der Meinung ist, dass der sich der Susi gegenüber unkorrekt verhalten hat. Überhaupt war mir die Oma Eberhofer auch in diesem Teil wieder eine der liebsten. Halb bis ganz taub (je nach Gesprächsthema) hat sie den Herrenhaushalt im Griff und ist wieder einmal auf der Suche nach dem Super-Schnäppchen. Doch Moment! Sagte ich Herrenhaushalt? Seit "Dampfnudelblues" gibt es da nämlich eine neue EberhoferIN. Die Schleimsau nämlich alias Leopold alias Franz' Bruder hat in dritter Ehe eine Thailänderin geehelicht und dieser Liebe ist die Uschi entsprungen, die der Franz aber aufgrund ihrer Schlitzaugen liebevoll nur Sushi schreit. Und obwohl der Franz sich mit Händen und Füßen wehrt, hat sich die kleine Sushi sofort in den ruppigen Onkel verliebt und schreit fortan nur dann nicht, wenn der sie mit durch die Gegend schleppt. Einfach köstlich.
Aber auch der Simmerl, der Flötzinger und die Dorf-Tratsche kommen nicht zu kurz. Jeder tut seinen Beitrag, um dem Eberhofer bei der Aufklärung des Falles unter die Arme zu greifen. Denn auch dieses Mal muss der Franz natürlich kriminalistisch wieder tätig werden. Immerhin wird der Rektor der hiesigen Realschule zunächst bedroht, verschwindet dann plötzlich, taucht wieder auf und wird kurz darauf vom Zug überrollt. Bei der Aufklärung hilft auch wieder der Rudi Birkenberger. Und obwohl die Aufklärung des Falles wie gesagt nicht das Herzstück des Buches ist, kommt sie nicht zu kurz. Die Geschichte ist bestimmt nicht der brillianteste Krimi aller Zeiten, aber trotzdem gut durchdacht und hat Hand und Fuß. Dabei hat Rita Falk ein wunderbares Gleichgewicht gefunden zwischen Ermittlungen und Provinz-Mentalität.

Trotz toller Charaktere, einer doch spannenden Krimi-Geschichte und einem rund um runden Buch, war ich vom ersten Teil trotzdem etwas begeisterter, und dabei kann ich noch nicht mal sagen, warum. Vielleicht lag es einfach daran, dass ich ohne jegliche Erwartungen an den ersten Teil ran gegangen bin und dann total überrascht war. Dieses Mal wusste ich ja ungefähr, was auf mich zukommt... Außerdem hat mich zwar auch "Dampfnudelblues" zum Lachen gebracht, was an sich schon ein kleines Wunder ist, da ein Schmunzeln beim Lesen meist schon das Höchste der Gefühle ist. Aber irgendwie war es beim ersten Teil mehr. Aber DAS ist jetzt wirklich Jammern auf ganz hohem Niveau. Das Buch ist witzig und auch dieses Mal hab ich es in einem Rutsch gelesen, da ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Schlussworte
"Dampfnudelblues" ist ein würdiger Nachfolger für "Winterkartoffelknödel" und steht diesem in nichts nach. Wem der erste Teil gefallen hat, wird auch beim neuen Eberhofer ganz auf seine Kosten kommen. Es gibt ein Wiedersehen mit allen liebgewonnen Charakteren und es kommen sogar noch welche dazu, die ich genauso schnell ins Herz geschlossen habe. Ich hab mich in die Reihe hoffnungslos verliebt und habe daher schon mit Band 3 angefangen, der da heißt "Schweinskopf al dente".