Rezension

Gelesen || "Grießnockerlaffäre" von Rita Falk

Grießnockerlaffäre - Rita Falk

Grießnockerlaffäre
von Rita Falk

Bewertet mit 3 Sternen

Erster Satz
Die Beerdigung von der Oma ist an einem Donnerstag.

Inhalt
Dieses Mal ist mal richtig was geboten in Niederkaltenkirchen und auch in der Umgebung. Zunächst einmal gibt es da natürlich die Beerdigung von der Oma, aber Gott sei Dank, nicht von der Eberhofer Oma. Nein, der Susi ihre Oma ist leider verstorben. Und dann kommt auch noch der Stopfer an und will seine Walburga heiraten. Doch auch in Eberhofers vierten Fall muss es natürlich irgendwo was kriminalistisch zu ermitteln geben. Daher gibt es auch dieses Mal wieder einen Toten, aber nicht irgendeinen. Ein Kollege vom Eberhofer von der PI Landshut, der Barschl, mit dem der Franz aber so gar nicht ausgekommen ist, wird nach der Hochzeit vom Stopfer mit aufgeschlitzter Kehle gefunden. Das Problem an der ganzen Sache: zunächst einmal wurde der Franz als letztes mit dem Opfer gesehen, dann war allgemein bekannt, dass der Barschl und der Eberhofer sich nicht ganz grün miteinander sind, aber das Schlimmste: die Tatwaffe gehört auch dem Franz. Daher ist es wenig verwunderlich, dass plötzlich das SEK vor dem Saustall steht und Eberhofer plötzlich zum Hauptverdächtigten aufgestiegen ist...

Meine Meinung
Ich hab mich tierisch auf dieses Buch gefreut. Wer meinen Blog verfolgt, weiß, dass ich die ersten drei Teile der Reihe innerhalb kürzester Zeit verschlungen, um nicht zu sagen, inhaliert habe. Und "Griessnockerlaffäre" hat meiner Meinung nach das tollste Cover, daher hab ich mich unglaublich auf der Buch gefreut. Außerdem ist die Grundidee mal was neues: der schrullige Kommissar selbst im Fadenkreuz von Ermittlungen. Man kann Frau Falk auf jeden Fall nicht nachsagen, dass sie sich nichts Neues einfallen lässt. Also stürzte ich mich auch auf diesen Teil der Reihe.
Der Einstieg in das Buch war ein Schock für mich. Ich meine, wer die Bücher kennt und sich den oben zitierten ersten Satz anschaut, der kann mich verstehen. Die Eberhofer Oma ist für mich überhaupt immer das Beste an den Büchern gewesen und dann auf einmal Beerdigung. Meine Güte, was ist mir ein Brocken vom Herzen gefallen, als dsich dann recht schnell rausstellte, dass es sich gar nicht um DIE Oma handelt, sondern um die von der Susi. Und der Stopfer, Eberhofers Kollege aus der PI Landshut, der diesem im Fall Höpfl (Band 2) helfend zur Seite gestanden ist, überrascht mit seiner "Man-soll-die-Feste-feiern-wie-sie-fallen-Einstellung", indem er kurzerhand seine Verlobung mit der Walburga bekannt gibt. Dabei hat mir wirklich gut gefallen, dass die Fälle zwar immer in sich geschlossen sind, aber doch hier und da wieder kleine Fetzen aus den Vorgänger-Büchern auftauchen. Alles andere würde andernfalls doch sehr kontruiert wirken.Trotz Schock über die Beerdigung hab ich direkt wieder in die Geschichte reingefunden, konnte mir sofort wieder die Charaktere vorstellen und die Geschichte hat mich wieder voll in ihren Bann gezogen.

Dann aber kam ganz schnell Ernüchterung auf. Nachdem ich jetzt drei Rezensionen lang die Bücher in den Himmel gelobt habe, musste ja irgendwann der Absturz kommen. Tja, und hier ist er. Und leider Gottes war es noch nicht mal die Handlung, die mich so gestört hat, sondern meine eigentlich über alles geliebten Charaktere. Es war furchtbar, mitanzuschauen, welche Entwicklung meine Lieblinge in "Griessnockerlaffäre" nehmen. Beginnen wollen wir doch mal wieder mit dem Eberhofer Franz himself. Er ist immer noch ein Kaliber für sich, immer noch sagt er, was er denkt und immer noch schert er sich wenig darum, was andere darüber denken. Soweit, so bekannt... Aber dieses Mal war er mir mit seiner Art einfach nur unsympathisch. Versteht mich bitte nicht falsch, ich mag es, wenn Menschen das sagen, was sie auch denken und damit eben auch mal anecken. Es geht eigentlich auch weniger darum, was er sagt. Weil es macht nämlich einen Unterschied, ob man sagt, was man denkt, ohne sich dabei davon einschüchtern zu lassen, was andere davon denken und ob man Dinge tut, die einfach keinerlei Rücksicht nimmt, ob man dadurch andere verletzt. Ich komm ein wenig ins Schwafeln. Was ich sagen will: dem Eberhofer seine Ignoranz ist mir auf den Nerv gegangen. Da fährt er nach Italien, um sich seine Susi wieder zu holen, ärgert sich, dass diese nicht den Boden anbetet, auf dem der Herr Kommissar wandelt, schläft aber selbst mit allem, was annährend einen Puls hat. Und als Krönung feiert man die ganze Nacht gemeinsam mit dem Flötzinger und dem Simmerl, um eine Vasektomie zu feiern, immerhin kann der Flötzinger jetzt gedankenlos alles flachlegen, ohne Angst haben zu müssen, dass er noch mehr Kinder in die Welt setzt. Von den Affen hat keiner auch nur einen Funken Respekt vor ner Frau. Dafür gehört ihnen von der Oma mal ordentlich vors Schienbein getreten.
Aber das Problem: die Weiber sind ja keinen Deut besser. Trotz gravierender Anhaltspunkte, muss der Eberhofer nur sagen "ich hab mit der Frau nicht geschlafen" und die Susi, die dusselige Kuh (ich kann es nicht anders sagen), lächelt, fährt dem Franz liebevoll durch die Haare und sagt "ok, ich glaub dir natürlich". Ja, hallo? Oder die Flötzingers Mary... Ich kann gar nicht mehr zählen, wieviele Frauen deren ihr Gatte in den letzten Büchern außerehelich beschlafen hat. Und das auch noch nicht mal leise, still und heimlich, nein... Schön öffentlich beim Simmerl in der Kneipe, wo es ja in Niederkaltenkirchen kein Schwein mitbekommt. Aber die Mary, die treu-doofe Tomate, nimmt ihn jedes Mal wieder daheim auf und zur Krönung lässt sie sich dieses Mal sogar nochmal schwängern. Ja, den Weiber gehört's ja nicht anders!!
Warum mich das alles so aufregt? Bisher war ich von der Reihe deshalb begeistert, weil Niederkaltenkirchen überall sein kann. Jeder, der auf dem Dorf aufgewachsen ist, kann sich in die Reihe einfühlen. Zwar war die ganze Atmosphäre von Anfang an etwas überspitzt, aber das hat eben das Witzige an der Geschichte ausgemacht. Aber als jemand, der auf nem Dorf aufgewachsen ist, muss ich sagen: SO ist es auf gar keinen Fall, noch nicht mal mit den schönsten Übertreibungen kommt man dahin.
Einziger Lichtblick war mal wieder die Oma. Dazu brauch ich ja nicht mehr viel sagen, man kennt sie zwischenzeitlich. Schön war vor allem, dass sie in diesem Band eine eigene Geschichte bekommen hat, wobei auch diese etwas ausbaufähig gewesen wäre.

Die Krimi-Geschichte aus diesem Teil hatte meiner Meinung nach das beste Potential. Sie hatte einen guten Hintergrund und hätte mich absolut begeistern können, wenn Rita Falk dieses Potential ausgeschöpft hätte. Zwar ist der Eberhofer-Leser gewohnt, dass der Krimi eine eher untergeordnete Rolle spielt, aber dieses Mal taucht er fast nicht auf. Auch der Umstand, dass der Franz selbst Hauptverdächtigter ist, geht total unter. Schade, schade, schade....
Und weil ich grad so schön in Fahrt bin, meckere ich auch noch am Schreibstil rum. Der hat sich nämlich verändert. Dabei bin ich mir grad nicht sicher, ob das jetzt ein schleichender Prozess war oder ob das vor allem im vierten Teil der Fall war. Auf jeden Fall ist es mir dieses Mal aufgefallen, weil: keine kurzen Sätze mehr. Für mich hat es sich angefühlt, als hätten sich die Gedankengänge vom Eberhofer total verändert. Und dadurch war es auch nicht mehr so witzig. Es fiel mir unglaublich schwer, Zitate für meine Rezension zu finden. Dabei hatte ich bei den Vorgängern seitenweise Auswahl und tat mir unglaublich schwer, mich zu entscheiden. Dieses Mal: suchen nach nem Strohhalm.

Schlussworte
Eindeutig der schwächste Teil der Eberhofer-Reihe. Da gibt's für mich gar keinen Zweifel. Und obwohl ich viel zum Meckern hatte und mich auch nur partiell unterhalten gefühlt habe, muss man der Autorin zugestehen, dass es bei jeder Reihe einmal einen Ausreißer gibt. Das war eben der von Rita Falk. Da der Kriminalfall an sich nicht schlecht war, wenn auch etwas zu kurz gekommen, und die Geschichte von der Oma mich mitten ins Herz getroffen hat, gebe ich drei Sterne (gerade noch so). Hoffentlich war es wirklich nur EIN Ausreißer. Trotzdem werde ich bis zum nächsten Teil etwas Zeit ins Land streichen lassen...