Rezension

Gelungene Dystopie bei der man nach Atem ringt

Rußatem - Hubert Wiest

Rußatem
von Hubert Wiest

Es ist wahrlich eine "atemlose Suche nach der Freiheit". Das Ziel immer vor Augen, doch ist es auch die richtige Richtung?

Wir schreiben das Jahr 2048 und die Stadt Jaikong strotzt der Luftverschmutzung, indem über jener Stadt eine große Kuppel gebaut wurde, so haben die Bewohner Jaikongs die Möglichkeit frische Luft einzuatmen. Allerdings kann die Stadt nicht 80 Millionen Menschen beherbergen und deswegen gibt es ein ausgeklügeltes System, wer gute Leistungen erbringt, darf nach seinem Schulabschluss in Jaikong bleiben, alle anderen werden in einer der Außenringe geschickt. Fünf Außenringe gibt es. Nr. 1 hat noch die bessere Luft und Nr. 5 vor lauter Ruß sieht man kaum die eigene Hand vor Augen. Aber auch hier hat man die Möglichkeit durch gute Leistungen sich die Ringe hochzuarbeiten und zurück nach Jaikong zu kommen. Doch ist das wirklich das richtige Ziel? 

Ich bin sehr gut in die Geschichte rein gekommen. Sie ist von Anfang bis Ende spannend und regt zum Nachdenken an. Gekonnt wird der aufgebaute Spannungsbogen durch unvorhersehbare Wendungen unterbrochen und in eine andere Richtung gelenkt. Man konnte den luftigen Unterschied zwischen Jaikong und den verschiedenen Ringen teils spüren, so dass selbst mir manchmal die Luft zum Atmen weg blieb.

Die beiden Protagonisten Kalana und Quinn konnten direkt mein Herz erobern. Auch wenn ich Quinn anfangs für ein egoistisches ... hielt, wurde er mir von Seite zu Seite immer sympathischer. Die Charaktere sind charakterlich sehr facettenreich beschrieben, bleiben allerdings bildlich eher farblos. Gerade durch ihre facettenreichen Charakterzüge hauchten die Figuren der Geschichte Leben ein und machten sie authentisch und nachvollziehbar. Mir persönlich fehlten hier allerdings detailliertere Beschreibungen der Figuren, um sie mir besser vorstellen zu können.

Der schnörkellose Schreibstil ist locker und flüssig zu lesen, vielleicht an manchen Stellen zu schnörkellos. Während die Vincoon-Spiele doch recht detailliert geschildert wurden, kamen mir die bildhafte Beschreibung der Charaktere ein wenig zu kurz. Erzählt wird die Geschichte zum einem aus Kalanas Sicht in der Ich-Perspektive und vorwiegend aus Quinns Sicht in der personellen Erzählperspektive. Gerade durch diesen Perspektivenwechsel lernt man die Charaktere besser kennen und kann in ihre Gefühls- und Gedankenwelt abtauchen. 

Beide Hauptprotagonisten haben ihre Träume, Kalana möchte Schauspielerin werden und Quinn möchte Profi-Vincoon-Spieler werden, und doch kommt am Ende alles anders. Sie kommen Intrigen auf die Spur und werden mit der Frage, ob die von der Regierung betitelten Terroristen tatsächlich die Bösen sind konfrontiert. Wer ist Gut? Wer ist Böse? Das Leben in den Außenringen von Jaikong ist die Hölle. Aber sollte es wirklich jedermanns Ziel sein, seinen Weg zurück nach Jaikong zu finden? Das Ende hat mich überrascht, positiv überrascht, so dass ich die Geschichte mit einem zufriedenem Lächeln beenden konnte.  

Fazit:
"Rußatem" ist eine spannende Geschichte, in der man in eine dystopische Welt eintaucht, die gespikt ist mit Intrigen, Widerstand, Verzweiflung und Luftverschmutzung, aber auch Freundschaft, Zuversicht, Hoffnung, Träumen und einem Hauch Liebe. Begleite Kalana und Quinn auf ihrer "atemlosen Suche nach der Freiheit". Ich hatte wundervolle Lesestunden und kann es nur jedem ans Herz legen, es zu lesen.