Rezension

Gelungene Erzählung über das Nähen und das Leben

Die Nähmaschine - Natalie Fergie

Die Nähmaschine
von Natalie Fergie

Bewertet mit 4 Sternen

Die junge Jean arbeitet 1911 in den Singer Werken in Clydebank. Sie prüft die fertiggestellten Nähmaschinen, bevor diese ausgeliefert werden. Bis es zum großen Streik kommt. Jeans Verlobter Donald ist einer der Streikführer. Als nach zwei Wochen der normale Arbeitsbetrieb wieder aufgenommen wird, verliert Donald seine Arbeit. Gemeinsam mit Jean wagt er einen Neuanfang in Edinburgh. An ihrem letzten Arbeitstag versteckt Jean eine Nachricht in einer der Nähmaschinen. Kathleen und ihre Tochter Connie sind geschickt im Umgang mit ihrer alten Nähmaschine der Marke Singer. Sie halten alle Arbeiten, die sie auf dieser Nähmaschine ausführen penibel in Notizbüchern fest. Diese Notizbücher fallen Fred in die Hände, als er nach dem Tod seines Großvaters dessen Wohnung in Edinburgh ausmistet. Auf der ersten Seite des allerersten Notizbuches findet er einen vergilbten Zettel mit einer Nachricht drauf. Fasziniert von den Büchern und der sehr alten, aber funktionstüchtigen Nähmaschine, versucht er sich am Nähen.

Der Roman „Die Nähmaschine“ ist im Wunderraum Verlag erschienen. Die Geschichte handelt von einer Nähmaschine, die nach dem großen Streik in den Singer Werken die Fabrik 1911 mit einer kurzen Nachricht verlässt. Der Roman teilt sich in vier Geschichten auf, die jeweils in anderen Zeiten spielen. Je Kapitel springt die Geschichte zwischen den Zeiten. Es beginnt 1911 mit der Geschichte von Jean und Donald, macht einen Sprung in die 1950iger Jahre zu Kathleen und Connie und führt uns immer wieder in das Jahr 2016, in dem Fred nach dem Tod seines Großvaters Ordnung in dessen Wohnung bringt. Die erste Hälfte des Romans beschäftigt sich in erster Linie mit den Lebenssituationen dieser Charaktere. Ab der zweiten Hälfte kommt Ruth hinzu, die 1980 kurz vor ihrem Ausbildungsende als Krankenschwester steht. Alle Erzählstränge finden zum Ende des Buches zusammen und berichten von schwierigen als auch von glücklichen Zeiten. Alle eint die Passion zu nähen und zwar auf einer alten Singer Nähmaschine.

Die Autorin Natalie Fergie, selbst begeisterte Näherin, hat mit diesem Roman der Nähmaschine ein Denkmal gesetzt. Einer Maschine, die noch heute aus vielen Haushalten kaum wegzudenken ist. Flicken, umnähen, neu nähen, etwas erschaffen - eine Nähmaschine macht vieles möglich. Auf kluge und unterhaltsame Weise verflechtet die Autorin die unterschiedlichen Schicksale miteinander. Es ist für den Leser keineswegs auf den ersten Blick zu erraten wie die Zusammenhänge aussehen. Für mich sehr erfrischend, dass die Geschichte fast bis zum Ende hin undurchschaubar bleibt. Meiner Ansicht nach ist der Autorin eine hervorragende, hoffnungsvolle Erzählung über das auf und ab im Leben gelungen.