Rezension

Gelungene Fortsetzung

Zeit aus Glas - Ulrike Renk

Zeit aus Glas
von Ulrike Renk

Bewertet mit 5 Sternen

Den ersten Band der Trilogie über die jüdische Familie Meyer habe ich bereits vor einem halben Jahr gelesen. Trotzdem kam es mir nach dem Lesen der ersten Zeilen nur noch wie ein paar Tage vor, denn die Fortsetzung hat mich sofort wieder in ihren Bann ziehen können und ich konnte nahezu nahtlos wieder  in die Geschichte einsteigen.

Die Reichskristallnacht haben alle Familienmitglieder zum Glück überlebt, aber das Haus, Mobiliar und alle persönlichen Dinge sind fast vollständig zerstört worden. Die Angst und Verzweiflung sind aufgrund der  authentischen Schilderungen der derzeitigen Lebensum-stände wieder greifbar.

Und wieder ist es Ruth, die sich dem scheinbar aussichtslosen Kampf ums Überleben stellt. Sie übernimmt stellvertretend für ihre nervenschwache Mutter die Verantwortung für ihre kleine Schwester, hält die Familie zusammen und wächst dabei über sich hinaus. Dabei schreckt sie auch nicht vor einer Entscheidung zurück, die ihr für das Überleben ihrer Familie erfolgversprechend scheint, obwohl ihr dabei fast das Herz bricht.

Die Geschichte hält den hohen Spannungsbogen bis zum Schluss. Obwohl nur eine sehr kurze Zeitspanne in diesem Band behandelt wird, passiert so viel und einige der Restriktionen gegen die Juden waren mir auch bisher nicht bekannt.

Mit dem heutigen Wissen kann man vielleicht ansatzweise erahnen, was das Überleben für die jüdische Bevölkerung für Anstrengungen gekostet haben muss und unter welchen Einschränkungen dies überhaupt möglich war. Der Titel „Zeit aus Glas“ ist perfekt gewählt, denn Liebe, Freundschaften, Familie, soziales Miteinander waren gerade in dieser dunklen Zeit ein sehr zerbrechliches Gut.

Eine berührende Fortsetzung, die 5 Sterne verdient hat