Rezension

gelungene Fortsetzung

Unsterblich wie die Liebe - Mina Hepsen

Unsterblich wie die Liebe
von Mina Hepsen

Bewertet mit 4 Sternen

Nell ist per Schiff im Zuge ihrer Anstellung als Gouvernante auf dem Weg von England nach Rotterdam. Dort setzt ihre Gabe ein und sie sieht den Tod zweier Kinder in der unmittelbaren Zukunft voraus. Sie denkt nicht lange nach, sondern versucht sie zu retten. Prinz Mikhail, Bruder von Angelica und bekannt aus den anderen Bänden, ist mit den Kindern der Familie auf der Flucht, als die seltsame Frau ihn und seinen vampirischen Begleiter vor der nahen Gefahr warnt. Es wird nicht lange gefackelt, die Kinder und Nell werden in Sicherheit gebracht, und mit dem Rettungsboot macht man sich wieder auf den Weg nach England. Kiril, der Begleiter begibt sich sofort auf die Reise nach London, um die Clanoberhäupter und Familien zu warnen, daß die Gefahr noch nicht vorrüber ist, Mikhail hingegen überzeugt Nell, daß sie ihm helfen muß die Kinder zu beschützen. Nell willigt schließlich zum Wohl der Kinder ein, hat aber kein gutes Gefühl dabei, wieder in ihr Heimatdorf zu gehen, um sich dort vor weiteren Angreifern versteckt zu halten. Im Dorf wird ihr Geheimnis gelüftet, doch Mikhail scheint dies nicht zu stören. Werden Mißverständnisse zwischen ihnen stehen oder gibt es eine Chance für Nell und Mikhail?

Die Geschichte beginnt im Kontext da, wo "Unsterblich wie ein Kuss" endete. Es ist zwar Zeit vergangen, die Kinder von Angelica und Violet sind mittlerweile geboren aber die Bedrohung durch die Wahren Vampire ist noch vorhanden; Geschehnisse scheint der Leser nicht verpaßt zu haben. Sofern man die Vorgängerbände gelesen hat, findet man gut in die Geschichte.
Nell ist eine starke Frau, aber auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit und eigentlich auch vor ihrer Zukunft. Sie besitzt die Gabe - für sie eher ein Fluch - der Vorhersehung. Ihre Familie und ihr Leben in ihrem Heimatdorf wurden durch diesen Fluch zerstört und das möchte sie niemals wieder erleben. Daher sträubt sie sich auch erst, dorthin zurückzukehren, doch die Sorge um zwei unschuldige Kinder läßt sie zustimmen. 
Dort erfährt man, daß sie nicht nur ihrem alten Leben den Rücken gekehrt hat, sondern sogar ihren Namen geändert hat. Hier war Nell nicht sehr konsequent, doch der Zwiespalt "ich stelle mich meiner Vergangenheit, kann dafür aber Gutes tun" ließ sich gut nachvollziehen. Und eigentlich fand sogar eine Aufarbeitung ihrer Vergangenheit statt, denn die Ablehung, die sie vor ihrer Flucht erfuhr, ist fast nicht mehr zu spüren.

Mikhail fühlt sich den Vampiren unterlegen, er ist menschlich und krank, und sieht durch die Rettung der Kinder seine Chance gekommen, zum Schutz der Familie beizutragen. Er hat gelernt, dem Leben mit guter Laune und Frohsinn zu begegnen, doch nach und nach erfährt er echte Zufriedenheit in einem einfachen Leben, daß er bisher nicht kannte. Nell springt nicht wie die anderen Frauen direkt auf ihn an, sie interessiert sich nicht nur für sein hübsches Lächeln oder seinen Titel, von dem sie nichts weiß, sondern für ihn als Person.

Die Wendungen um die Verfolgung der Kinder waren glaubhaft dargestellt. Auch die Annäherung von der Hauptpersonen und ihre Verwirrungen ließen sich gut nachvollziehen. Doch gegen Ende hätten dem Buch ein paar Seiten mehr gut getan. Es wurde alles recht überstürzt abgehandelt, man konnte kaum Atem schöpfen und versuchen, die Handlungen zu folgen. Auf der einen Seite freute mich das Ende für beide, doch auf der anderen Seite wurde es doch irgendwie unglaubwürdig und im Nachhinein vorhersehbar. 

Dem Feind wurde meiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Man wurde kurz eingeführt, wer denn diesmal hinter der Bedrohung steckt, aber die Begründung fand ich irgendwie sehr fadenscheinig. Ohne die Gefahr durch die Wahren Vampire hätte natürlich weder die Geschichte noch das Ende funktioniert, jedoch hätte ich mir etwas mehr Liebe zum Detail erhofft, etwas mehr Beschäftigung mit dem Feind. So in den Hintergrund gedrängt, konnte er seine Wirkung nicht entfalten.

Von der Liebesgeschichte her war das bisher der beste Band. Kein ewiges hin und her, sonder eine glaubhafte Annäherung der Hauptpersonen.