Rezension

Gelungene Fortsetzung, die Altes mit Neuem verknüpft!

Erebos 2 - Ursula Poznanski

Erebos 2
von Ursula Poznanski

2010 erschien ihr erster und bis heute wahrscheinlich auch berühmtester Roman; er wurde u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und zudem heute auch gerne als Schullektüre verwendet. Gleich nach Erscheinungsdatum habe ich „Erebos“ gelesen und seitdem hat Star-Autorin Ursula Poznanski bei mir eine Art Abonnement sicher, was ihre jährlichen Veröffentlichungen anbelangt. Die gesamte Bloggerlandschaft zeigte sich völlig überrascht, als sie das Erscheinen eines zweiten Bandes ankündigte, der auf die abgeschlossene Handlung des ersten folgen sollte. Mit neugieriger Erwartungshaltung bin ich an „Erebos 2“ herangegangen. Ist die Existenz dieses Buchs gerechtfertigt oder hätte man sich den zweiten Teil auch sparen können? – Genau dieser Frage möchte ich die folgende Rezension widmen.

 

Allein durch sein Design sticht „Erebos 2“ schon vollkommen heraus: Ein schwarzes Auge starrt dem Leser auf einem ansonsten grellgelben Buchdeckel ernst entgegen, der Buchschnitt ist schwarz und auf den Seiten prangt ein großer Schriftzug, der in weißen Lettern den Buchtitel wiedergibt und eine goldgeprägte Signatur der Autorin – eine wirklich ansprechende Gestaltung, die sofort ins Auge springt (und das im wahrsten Sinne des Wortes).

 

Das Szenario – ein außergewöhnliches Computerspiel, das Menschen rekrutiert und vor Aufgaben stellt, die ein reales Ziel verfolgen – ist nach wie vor packend. Poznanski schafft es erneut, zwei Universen zu entfalten, die sich aneinander reiben und miteinander zunehmend verschmelzen: die Realität und die Spielwelt. Sie ergänzt ihre Idee hier geschickt durch moderne technische Entwicklungen, um sich trotz der bleibenden Kernessenz dem Lauf der Zeit anzupassen.

 

In einer unvorhersehbaren Handlungsentwicklung schafft sie es, ein Computerspiel zu einem Antagonisten zu etablieren, der a) bedrohlich und b) durch seine schwere Greifbarkeit unbesiegbar erscheint. Der Terminus „wir beobachten dich“ öffnet eine Ebene der stetigen Unsicherheit, die den Leser ab der ersten Seite fesselt.

 

Geschickt verbindet sie hierbei Altes mit Neuem. Sei es die Grundidee, die mit neuen technischen Möglichkeiten verknüpft wird, als auch die beiden Hauptfiguren, deren Handlungsstränge sich langsam ineinander verweben: Nick kennen wir bereits als Protagonisten des ersten Teils; er fungiert hier, zehn Jahre später, erneut als Erzählender. Derek hingegen ergänzt das bekannte Figurenensemble und sammelt erste eigene Erfahrungen mit dem Programm „Erebos“. So fühlt sich das Szenario nicht lediglich wie eine Aufwärmung alten Stoffs an.

 

Der Schreibstil der Autorin ist, wie man es bereits aus ihren übrigen Titeln gewohnt ist, von der ersten Seite an mitreißend. Sie hält das Spannungsniveau konstant auf einem hohen Level. Die Figurenausarbeitung ist ihr gut gelungen – einmal abgesehen von Ausnahmen wie Dereks nicht ganz nachvollziehbarem Anschmachten Maias. Die Motivationen und Entscheidungen der Charaktere erscheinen überwiegend logisch und nachvollziehbar. Lobenswert ist auch die gut platzierte Einbindung einiger weiterer Personen aus dem ersten Teil.

 

Einzig und allein das Ende ist, was nicht hundertprozentig schmecken möchte. Hier hätte sich die Autorin, meinem Erachten nach, ruhig mehr Zeit lassen können und die fehlenden Puzzleteile nicht so lieblos abhaken müssen. Die Auflösung kommt überraschend und unvorhergesehen; erscheint aber ziemlich wirr, konfus und konstruiert. Die Motive hinter der Reaktivierung von „Erebos“ kratzen leider nur an der Oberfläche.

 

Vergleicht man beide „Erebos“-Bände miteinander, – denn obgleich der neuen Elemente ähneln sie sich zumindest strukturell stark – so kann „Erebos 2“ mit seinem Vorgänger nicht  ganz mithalten; mag es entweder an dem etwas schwächeren Ende oder dem fehlenden Alleinstellungsmerkmal liegen. Daher möchte ich die obig gestellte Frage beantworten: Nein, dieser zweite Teil ist nicht zwingend notwendig. Aber nichtsdestotrotz ist er eine gute Ergänzung für alle, die den ersten Band so mochten wie ich und gerne nostalgisch erneut in diesem Szenario schwelgen mögen  – und genau aus dieser Quelle erhält er seine Daseinsberechtigung.

 

„Erebos 2“ ist eine gelungene Fortsetzung, die sich geschickt an alten Zutaten bedient und neue Ideen hinzufügt, sodass eine unterhaltsame Lektüre entsteht, die den Lesern sicherlich schmecken wird, die schon den Vorgänger mochten.

Kommentare

FIRIEL kommentierte am 06. September 2019 um 15:09

Interessante Rezi. Das Buch werde ich nun vergnüglich in einer Leserunde lesen dürfen.

Frage: Erebos 1 ist 2010 erschienen und du schreibst, du habest es kurz nach Erscheinen gelesen. In deinem Profil steht, du seist 16 Jahre alt. Demnach hast du das Buch mit sieben Jahren gelesen? Das erscheint mir dann doch etwas frühreif... Oder solltest du vielleicht mal dein Profil aktualisieren?

- Okay, das war privat und neugierig. Musst du natürlich nicht beantworten. -

wandagreen kommentierte am 16. Oktober 2019 um 09:58

Keine Punktvergabe. Ein Ausschlusskriterium für mich fürs Lesen. Weiter, next.