Rezension

Gelungene Fortsetzung, die mir viel Lesevergnügen brachte

Gut Greifenau - Nachtfeuer - Hanna Caspian

Gut Greifenau - Nachtfeuer
von Hanna Caspian

Bewertet mit 4 Sternen

~~Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Nachtfeuer

„Gut Greifenau. Nachtfeuer“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der zweite Band einer Trilogie um die Bewohner des fiktiven Gutes Greifenau, die von 1913 bis 1919 spielt. 

Zum Autor:
Hinter Hanna Caspian verbirgt sich eine erfolgreiche deutsche Autorin, die ihr Herz ans Rheinland verloren hat. Ihre historischen Liebesromane behandeln spannende Themen der vergessenen deutschen Geschichte. Dabei verwebt sie akribisch tatsächliche historische Begebenheiten mit dem Leben fiktiver Figuren. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften und Sprachen.
Mit ihrem Mann wohnt und arbeitet in unmittelbarer Nähe zum Rhein.

Klappentext:
August 1914: Der Erste Weltkrieg beginnt, und Konstantin muss an die Front. Sein Vater ist unfähig, das Gut zu führen, das bald hochverschuldet ist. Die Verbindung von Katharina mit dem Kaiserneffen Ludwig von Preußen wird nun zur Überlebensfrage. Doch Ludwig tritt nicht nur seiner Verlobten Katharina zu nahe … Es droht ein Skandal! Katharina setzt ihre ganze Hoffnung auf eine Rettung durch den Industriellensohn Julius. Doch soll eine Ehe mit ihr ihm nur den Eintritt in den Adelsstand ermöglichen? Und dann ist da noch der Kutscher Albert, der sein Geheimnis nur im Dorf Greifenau klären kann.

Meine Meinung:
Vieles, was ich zum ersten Teil geschrieben habe, kann ich nur wiederholen.Ich habe mich in und mit diesem Buch wohlgefühlt. Die Figuren sind erfrischend und zum Teil in erstaunlicher Tiefe mit Ecken und Kanten beschrieben. Neben den Liebesgeschichten der beiden Grafenkinder werden Themen aus der Welt der Bediensteten erzählt. Dazu kommen kriegsbezogene Episoden um Deserteure und Flüchtlinge sowie ein Geheimprojekt, an dem Konstantin beteiligt ist. Politische Ereignisse spielen weiterhin im Leben der Bewohner kaum eine Rolle, wohl aber der allgegenwärtige Standesunterschied und kriegsbedingte Versorgungsengpässe. Es gibt immer noch viele Geheimnisse um die Bewohner des Gutes, die nach und nach an die Oberfläche gebracht werden. Albert Sonntag bleibt meine Lieblingsfigur, auch wenn sich seine Rolle etwas wandelt. Er kann seine Herkunft klären, weiß aber nicht, wie er damit umgehen soll. Er schwankt zwischen Rachefantasien und Glücksgefühlen, die ihm bisher fremd waren.
Einen großen Wandel erfährt Katharina, die von einem jungen Mädchen zu einer selbstbewußten jungen Dame wird, die sehr konkrete Vorstellungen von ihre Zukunft hat, die aber nicht mit den Plänen ihrer Eltern übereinstimmen. Überhaupt sind es weiterhin die kleinen Dramen und Erfolge, die dem Roman Würze verleihen. Manche Figuren sind etwas einseitig gestaltet, aber sie passen dennoch in die Geschichte. Das Leben auf dem Gut wird glaubhaft und realistisch beschrieben und von Zeit zu Zeit passiert etwas aufregendes. Auch diesmal bleiben viele Erzählstränge offen, ja es gibt zwei wesentliche Cliffhänger, die mir nicht gefallen haben, zumindest nicht am Ende eines Buches.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und bei der Vielzahl der Figuren findet sich für jeden Leser etwas. Mit einigen Figuren fiebert man mit, anderen wünscht man weniger Erfolg. Der Leser lernt die Auswirkungen des Krieges auf die Bewohner des Gutes kennen und die kleinen Dramen wirken präsenter als die auch vorhandenen Glücksmomente. Viele der Figuren entwickeln sich weiter und überraschen mit neuen Eigenschaften.

Fazit:
Mir hat dieser Band in weiten Teilen besser gefallen als der erste Teil, aber das Ende mit den beiden großen Cliffhangern fand ich überzogen und so bleibt es bei vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten). Ich spreche eine klare Leseempfehlung für diese gut erzählte Familiensaga aus und bin auf den Abschluss der Trilogie gespannt.