Rezension

Gelungene Krimiunterhaltung und ein ungewöhnlicher Ermittler

Sörensen hat Angst - Sven Stricker

Sörensen hat Angst
von Sven Stricker

Bewertet mit 5 Sternen

»Verdammt noch mal, eine Leiche… Am ersten Tag. Nein, nicht am ersten Tag, das wäre ja vielleicht gerade noch zu verkraften gewesen. Aber gleich in den ersten fünf Minuten des ersten Tages? So hatte er sich das nicht vorgestellt mit der Versetzung in die Ruhezone an der Nordsee… Jetzt bloß nicht kollabieren. Durchhalten. Atmen.«

Weil ihm in Hamburg alles zu viel wurde, wechselt Kriminalhauptkommissar Sörensen ins beschauliche Katenbüll in Nordfriesland. Eine Angststörung macht ihm das Leben zur Hölle und die Ausübung seines Berufs fast unmöglich. Doch in einem solch kleinen Ort wird sich das Verbrechen sicher auf Fahrraddiebstähle und ähnliches beschränken, oder?

Sörensen braucht nur wenige Minuten um festzustellen, dass er mit seiner Hoffnung auf mehr Ruhe im Leben völlig danebenlag. Dem ersten Toten werden weitere folgen, aber viel schlimmer werden die Erkenntnisse sein, die der Ermittler und sein Team in Kürze erlangen werden. Katenbüll hat eine sehr dunkle Seite…

 

Ich gestehe, ich war zunächst skeptisch. Ein Ermittler mit einer Angststörung erschien mir völlig unlogisch. Wie soll das denn funktionieren? Besagte Angststörung ist auch nicht ohne, massiv ausgeprägt und belastet Sörensen ständig. Die Symptome seiner Angst werden sehr eindringlich geschildert, das wirkt ungeheuer echt. Auch seine Versuche, dagegen anzukämpfen, die Tipps aus der Therapie anzuwenden, passen zusammen. Nach kurzer Zeit hatte ich mich daher mit der Ausgangslage arrangiert und große Sympathien für einen Mann entwickelt, der ursprünglich mal fest im Leben stand, dann erkrankte, sehr vieles verlor und nun versucht, wieder Bodenhaftung zu bekommen.

 

Neben Sörensen gibt es noch weitere interessante Charaktere, einige wirken liebenswert sympathisch und ich mochte sie auf Anhieb. Im Gegenzug zeigen sich bei einigen Dorfbewohnern wirklich heftige Abgründe. Einfach nur erschreckend, zu was manche Menschen in der Lage sind! Apropos Dorf… die Atmosphäre eines kleinen Orts an der Nordsee kommt ebenfalls sehr gut rüber. Freunde von Küstenkrimis sollten zufrieden sein.

 

Der Kriminalfall ist spannend, wird gut aufgebaut und die Recherchen wirken realistisch. Nicht immer läuft wegen der Angst alles so geschmeidig, wie es sollte, aber Sörensen schlägt sich tapfer und das wirkt glaubhaft. Zusammen mit dem höchst unterhaltsamen Schreibstil war das für mich ein gelungener Krimi und da ich den zweiten Band auch schon gelesen habe, hoffe ich jetzt auf einen dritten!

 

Fazit: Gelungene Krimiunterhaltung mit einem sehr interessanten und ungewöhnlichen Ermittler.