Rezension

Gelungene Mischung aus Wahrheit und Fiktion

Die Frauen von Carcassonne - Kate Mosse

Die Frauen von Carcassonne
von Kate Mosse

Bewertet mit 4 Sternen

Vorweg möchte ich sagen, dass historische Romane eigentlich nicht das Genre ist, welches ich häufig lese. Da mich der Klappentext und eine Leseprobe aber wirklich interessiert haben, war ich sehr neugierig auf das Buch.

Sandrine, jung und zuerst naiv, wächst mit ihrer Schwester Marianne und der Haushälterin Marietta in Carcassonne auf. Ihr Vater ist im Krieg gefallen, ihre Mutter schon lange tot. Sandrine spürt die Folgen des Krieges, doch blickt zunächst nicht tiefer. Eines Tages rettet sie am Fluss zufällig einen Mann, der übel zugerichtet wurde. Kurz darauf wird sie selbst zusammen geschlagen und wiederum von Raoul, einem Kämpfer gegen das Regime, gerettet. Hals über Kopf verliebt sie sich in ihn und gerät, ohne es zu wissen, immer weiter ins Interesse der Besetzer und vor allem ins Visier des Leo Authié, ein Franzose, der aber gegen die eigenen Leute kämpft.
Sandrine begreift nach und nach, was ihre Schwester Marianne, die schon länger als Widerstanskämpferin kämpft, ihre Freundin Suzanne und die Gruppe und Raoul, leisten und wie wichtig diese Aufgaben sind. Dann spielt auch noch ein mysteriöser Codex eine Rolle, von dem gesagt wird, dass er den Ausgang des Krieges beeinflussen kann. Nicht nur Sandrine, an der Seite des mysteriöse Herrn Baillard, ist fortan auf der Suche, sondern auch Authié und andere Gruppen.
Was hat es mit dem Codex auf sich? Ist er wirklich so einflussreich? Was passiert, wenn er in die falschen Hände gerät? Und hat die Liebe von Sandrine und Raoul in Zeiten des Krieges eine Chance?
 

Sandrine entwickelt sich innerhalb des Romanes sehr, am meisten von allen Personen. Vom naiven Mädchen wird sie zur Widerstandskämpferin aus Überzeugung. Sie gründet schließlich die Gruppe Citadelle, eine überwiegend weibliche Widerstandsgruppe. Die Wandlung Sandrines ist der Autorin überaus gelungen. Sie wirkt glaubwürdig und zeigt die Grausamkeit des Krieges am deutlichsten im ganzen Buch.

Die Autorin verbindet in ihrem Roman historische Fakten mit mystischen Geschichten. So entsteht eine Mischung aus historischem Roman und Mystikthriller. Dies ist soweit gut gelungen, allerdings überwiegt zwischendurch das Mystische mir etwas zu sehr. Ich hätte mir mehr Fakten über den Krieg aus Sicht der französischen Frauen gewünscht. Dies bringt die Autorin zwar an, aber es geht mir nicht weit genug bzw. wird eben an einigen Stellen zu sehr von der Fiktion abgelenkt.

Alles in allem ist der Schreibstil der Autorin flüssig. Sie beschreibt beeindruckend die Natur, so dass man sich einige Orte wirklich bildlich vorstellen kann. Auch die Zeichnung der Personen und deren Gedanken- und Gefühlswelt ist sehr gelungen. Man versteht die verschiedenen Handlungen der Personen. Sie sind nachvollziehbar. Gut gefallen hat mir auch, dass immer wieder die Perspektive gewechselt wird. So wird die Geschichte immer wieder aus neuen Blickwinkeln erzählt, was dem Roman gut tut und ihn nicht zu langatmig werden lässt. Denn das Buch hat 880 Seiten, also nicht gerade wenig, die mich zunächst auch abgeschreckt haben. Dennoch wird das Buch nicht langweilig. Die Seiten sind gut gefüllt, bis, wie bereits erwähnt, die zwischenzeitliche Fülle des Mystischen.

Ich fand es sehr interessant mal ein Buch zu lesen, welcher aus der Perspektive französischer Frauen erzählt wird. Häufig handeln Romane aus der Zeit ja dann doch von Männern und hier in Deutschland meistens von Deutschen. Daher kam mein Interesse an dem Buch und ich wurde nicht enttäuscht. Der Roman war zwar nicht ganz so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, da mir zunächst nicht bewusst war, dass der mysteriöse Codex so eine große Rolle spielt und hatte mir mehr Fakten gewünscht, dennoch ist dieser Roman überaus gelungen. Wer also Interesse am zweiten Weltkrieg hat und zudem das Mystische mag, sollte diesen Roman lesen.
Defintiv regt er zum Nachdenken an und wirkt nach.