Rezension

Gelungene Verknüpfung zwischen neu und alt

Cold Case - Das verschwundene Mädchen - Tina Frennstedt

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
von Tina Frennstedt

Bewertet mit 4 Sternen

Eigentlich sind Tess und ihr Team für Cold Cases zuständig. Eine Herzensangelegenheit für Tess, nicht nur, weil sie in Ruhe und ohne nervige Journalisten arbeiten kann, sondern weil sie – neben persönlichen Gründen – den Familien zumindest Gewissheit verschaffen will, was damals passiert ist. Dann jedoch wird eine Frau vergewaltigt und umgebracht und die Umstände der Tat weisen auf einen Täter hin, der im Nachbarland Dänemark 13 Jahre lang – ohne die geringsten Spuren zu hinterlassen - Frauen vergewaltigt und zwei ermordet hat. Somit stecken Tess und ihr Team plötzlich in einem aktuellen Fall. Als dann am zweiten Tatort plötzlich doch Spuren des Täters gefunden werden weisen diese auf einen 16 Jahre zurückliegenden Fall eines verschwundenen Mädchens hin, den Tess eigentlich bearbeiten wollte. Hat sie es mit dem Täter von damals zu tun?

Das ist es auch, was mir so gut gefallen hat: Die Verknüpfung von alt und neu. Auf der einen Seite ein seit 16 Jahren verschwundenes Mädchen und auf der anderen Seite die aktuellen Fälle eines Serientäters, in denen das Cold-Case-Team ebenfalls ermittelt.
Und immer wieder gibt es Rückblenden aus der Sicht des verschwundenen Mädchens. Diese sind ergreifend und eindrucksvoll geschrieben; gleiches gilt für die aktuellen Taten, die ebenfalls sehr plastisch beschrieben wurden. Man hatte zeitweise wirklich das Bedürfnis, dem aktuellen Opfer beizustehen und helfen zu wollen.

Sowohl die Geschichte als auch das Ermittlerteam haben mich nach kleineren Anfangsschwierigkeiten überzeugt. Privatleben ist vorhanden (zumindest bei Tess und Marie), aber nicht zu raumgreifend. Der Leser ist mit Tess unterwegs, kann ihre Arbeit verfolgen und leidet mit ihr. Die Fälle wurden aufgeklärt und man konnte das Buch befriedigt schließen (bis auf die fehlende Erklärung, warum der Serientäter 3 Jahre Pause gemacht hat, so etwas stört mich immer).

Was mir aber sehr gefehlt hat waren die Personenbeschreibungen. Zumindest die Ermittler Tess, Marie und Lundberg wurden für mein Empfinden zu Anfang nicht so beschrieben, dass ich mir diese im Kopf vorstellen konnte (Alter, Haarfarbe, Kleidung, persönliche Macken etc.). Das wurde zwar im Laufe des Buches noch nachgeholt, aber gerade zu Anfang, wenn man viele - für einen persönlich neue - Namen liest und sich kein Bild von der Person machen kann, kommt man schwerer in das Buch rein als wenn von Anfang an das Kopfkino dabei ist. Auch war das Buch für mich zu Anfang etwas schwierig zu lesen. Die Autorin verwendet sehr viele kurze Sätze, die sehr ungewohnt waren. Aber an dem Stil habe ich mich sehr schnell gewöhnt und konnte das Buch dann auch flüssiger lesen.

Alles in allem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt, aber trotzdem hat mir irgendwas gefehlt. Ich kann es nicht genau beschreiben. Vll. die falschen Verdächtigen, die man normalerweise hat und bei denen die Ermittlungen in einer Sackgasse enden. Hier gab es für die Ermittler nur eine falsche Spur, die sich - für mich zu schnell - als Sachgasse herausgestellt hat. Auch zu schnell kamen die Ermittler für mein Empfinden auf den Täter. Der Weg dahin war logisch (Geistesblitz von Tess), aber zum Ende hin ging es mir einfach zu schnell, dass die richtige Person gefunden wurde. Ich stelle mir das eher als Sisyphusarbeit vor, die entsprechend Zeit in Anspruch nimmt und die nicht nur einen einzigen Treffer hervorbringt. Zumal der Leser vorher einen ziemlich detaillierten Einblick in die Polizeiarbeit bekommt.

Aber das ist natürlich rein subjektiv und ich freue mich auf den zweiten Teil und darauf, wie es privat mit Tess und Marie weitergeht und ob es wieder eine Verknüpfung neu und alt geben wird.