Rezension

Gelungene Wiederkehr: Erebos 2 ruft dich!

Erebos 2 - Ursula Poznanski

Erebos 2
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein Buch, das seine Leser ebenso fest im Griff behält wie Erebos seine Spieler.

Tritt ein oder kehr um. Diese Aufforderung, die das Spiel Erebos vor zehn Jahren an seine Spieler stellte, würde sich Nick gerne wieder wünschen. Denn auf Grund seiner damaligen Erfahrung wäre klar: Heute würde er auf der Stelle die zweite Option wählen und umkehren. Doch dieses Mal stellt das Spiel niemanden vor die Wahl. Und es scheint mächtiger, allwissender und gefährlicher geworden zu sein.

Bestsellerautorin Ursula Poznanski hat das Kunstwerk vollbracht, einem Buch mit einer ungewöhnlichen und aufregenden Idee einen Nachfolger hinterher zu schieben, der mindestens genauso ungewöhnlich und aufregend ist. Optisch und haptisch weckt es Assoziationen zu früheren Pc-Game-Verpackungen. 

Gleich vorweg: Es gibt Mängel. Peinlicherweise auch Rechtschreib-, Zeichen- und Logikfehler. Zudem ist es nicht leicht, sich durch die Unzahl von Namen zu ackern. Dabei diejenigen auszusortieren, die für den Verlauf unwesentlich sind und sich die übrigen (es sind viele!) zu merken, ist eine Herausforderung. 

Das schützt nicht davor, von der ersten Seite mit Haut und Haar in das Geschehen hinein gezogen zu werden. 

Mit Nick, inzwischen 26 Jahre alt, Fotostudent, begegnen wir einem alten Bekannten, der sich mit Derek, einem 16-jährigen Schüler, von Kapitel zu Kapitel als Hauptperson abwechselt. Fragen stellen sich: Weshalb wurden gerade diese Beiden ausgewählt? Welches Ziel wird verfolgt? Wer steht hinter allem?

Beklemmend schnell geraten die jungen Männer in den Griff des Spiels, das ihnen bald keinerlei Freiheiten mehr zubilligt. Über ihre elektronischen Geräte werden sie kontrolliert, bedroht, gesteuert. Die reale und die virtuelle Welt verflechten sich enger und enger, bis allen einschließlich Leser die Luft zum Atmen abgeschnürt wird.

Vieles, was thematisiert wird, ist brandaktuell und regt zu kritischen Fragestellungen an. Wenn es dann derart spannend verpackt und gut geschrieben ist, haben wir alle Zutaten für das perfekte Jugendbuch. Nur gut, dass Bücher sich nicht daran stören, wenn Leser die Genrebestimmung mitunter missachten. Warum sollten sich Erwachsene ein solches Highlight  entgehen lassen?