Rezension

Gelungenen Auftakt der Trilogie

Das Lichtenstein - Marlene Averbeck

Das Lichtenstein
von Marlene Averbeck

Bewertet mit 5 Sternen

Die Realität ist hart aber träumen ist erlaubt

Anmerkung der Autorin zu ihrer Buchreihe:

Mode kann so vieles sein: Im schönsten Fall Kunst, im passendsten ein Ausdruck der Persönlichkeit In diesem Fall ist sie fest verankert in der Kultur, sogar der Historie einer Gesellschaft. Vor allem in Berlin. Eine Stadt, die Modegeschichte schrieb. Eine in Vergessenheit geratene Epoche, durch die ich durch Zufall am Hausvogteiplatz aufmerksam wurde. Das Lichtenstein lädt ein, in diese Zeit abzutauchen............

 

Hausvogteiplatz, Modezentrum Berlin`s, Ursprung der Konfektionsindustrie

Das Buchcover zeigt uns eine elegant gekleidete Frau. Es ist genau der Stil der Mode, die Anfang des 20. Jahrhunderts im Modehaus Lichtenstein verkauft wird. Sie wird individuell für die Kundin oder auch den Kunden gefertigt und oft auch als Gesamtkomposition, mit den passenden Accessoires, zum Kauf angeboten.

Friedrich Lichtenstein leitet das Warenhaus zusammen mit seinen Söhnen Jacob und Ludwig. Sie müssen ihren Umsatz erhöhen um mit der immer größer werdenden Konkurrenz, im Zentrum von Berlin, bestehen zu können.

Jacob, der sich seit geraumer Zeit mit der Pariser Mode beschäftigt, will auch diesen Chic den Berliner Frauen anbieten. Auch der Vater ist nicht abgeneigt. Leider ist sein jüngerer Bruder Ludwig sehr konservativ und möchte keine großen modischen Veränderungen. Er liebt das Alte und Bewährte.

Jacob Lichtenstein und seine Eltern Friedrich und Marianne haben ihre Wohnungen in der obersten Etage der Modehauses. Beim Personal ist auch Marianne bekannt und beliebt. Sie sieht die Angestellten als eine große Familie.

Jacob gelingt es einen Teil seiner Vorstellungen zur Belebung des Geschäftes mit großem Erfolg zu erreichen, da schlägt das Unheil zu.

Das Lichtenstein, in das große Geldsummen für Umbau, neue Stoffe und Kollektionen geflossen sind, brennt aus. Was das Feuer nicht vernichtete tat das Löschwasser. Auch die Familie Lichtenstein hat keine Bleibe mehr.

Marianne Lichtenstein liegt viel an den Angestellten. Zahlreiche persönliche Schicksale sind ihr bekannt. So wird nach dem ersten Schock, mit vereinten Kräften aufgeräumt und gerettet, was noch zu retten ist. Wenn auch noch in weiter Ferne, das Haus soll wieder eröffnet werden.

Doch dann, Krieg.

Im Sommer 1914 sind die Menschen euphorisch und der Meinung, Weihnachten ist er vorbei. Welch Irrtum.

So lernen wir etliche Mitarbeiter, ihre Eigenarten und Schicksale kennen und begleiten sie fünf Jahre.

Im Sommer 1918 ahnen viele, dass der seit 4 Jahren tobende Krieg sich dem Ende nähert. Dann kommt auch wieder eine bessere Zeit für die Mode. Aber hat sie nicht bereits begonnen mit dem Erfolg der Präsentation im Lichtenstein?

Die Männer wollen sich am Anblick der Frauen erfreuen. Dunkle, triste Farben zeugen vom Elend des Krieges. Man möchte ihn vergessen und wieder ins normale Leben zurück kehren.

Der Schreibstil von Marlene Averbeck ist flüssig und sehr gut zu lesen. Es wurde ein spannender Bogen gehalten. Man muss wissen, wie es weiter geht und legt das Buch nicht gern aus der Hand. Der Auftakt dieser Trilogie ist ihr sehr gut gelungen.

Schade, dass erst im Herbst 2021 der zweite Teil der Lichtenstein Saga, mit dem erwartungsvollem Titel, Modehaus der Wünsche, erscheint.

Gern möchte ich wissen wie die Geschichte des Warenhaus fort schreitet. Raufen sich die Brüder Ludwig und Jacob zusammen? Wie geht die Entwicklung der Mode weiter? Wo finden die Frauen, die gelernt haben, auch in Männerdomänen, Verantwortung zu übernehmen ihren Platz?

Berlin, ein Modezentrum, davon war mir nichts bekannt.

Mich hat das Buch absolut überzeugt und ich kann nur empfehlen es zu lesen.