Rezension

Gelungener 2. Teil

Grischa - Eisige Wellen - Leigh Bardugo

Grischa - Eisige Wellen
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt: Keine Sekunde glauben Alina und Maljen daran, dass der Dunkle auf der Schattenflur ums Leben kam, also fliehen sie über die Wahre See nach Nowij Sem. Doch der Arm des Dunklen reicht weit und so hat er die beiden bald aufgespürt, denn er will Alina immer noch für sich nutzen und hat bereits neue Pläne geschmiedet um die Macht der Sonnenkriegerin noch weiter zu mehren.

 

Meinung: Eisige Wellen ist der zweite Teil der Grischa-Trilogie und hält das Niveau des ersten Teils, auch wenn hier mehr Fokus auf der Charakterentwicklung liegt.

Alina entwickelt sich hier sehr stark weiter. Auch wenn ihre Unsicherheit immer wieder durchschimmert, gewinnt sie eindeutig an Stärke und verfolgt ambitionierte Pläne. Normalerweise mag ich es nicht, wenn die Charakter zu Überhelden werden, aber in Alinas Fall werden ganz klar die Schattenseiten von Macht und Verantwortung aufgezeigt. Sie bleibt mit sympathisch, denn sie stellt sich immer die richtigen Fragen zu ihren Handlungen und versucht, gegen die Verlockungen der Macht anzugehen.

Maljen hat mich in diesem Teil manchmal etwas enttäuscht. Ihm wird das ungleiche Kräfteverhältnis zwischen ihm und Alina bewusst und er beginnt schon fast, sie zu fürchten. Er ist viel unsicherer und eifersüchtiger, als ich je von ihm erwartet hätte. Dennoch kann man sein Handeln und seine Gründe gut nachvollziehen, auch wenn ich es nicht immer befürworten konnte. Die Situation ist für beide schwierig obwohl sie einander eindeutig brauchen.

Mit Sturmhond, dem Piraten… pardon, Freibeuter, ist ein neuer, schillernder Nebenprotagonist aufgetaucht. Ich fand ihn vom ersten Moment an großartig! Er hat ein loses Mundwerk, keinerlei falsche Skrupel und ein unerschütterliches Selbstvertrauen. Er hält immer wieder Überraschungen parat und peppt die Geschichte unheimlich auf. Trotzdem macht er auf mich den Eindruck, als wäre er ein guter Freund und Verbündeter, wobei man sich bei ihm nie so ganz sicher sein kann.

Auch die Zwillinge Tamar und Tolja aus Sturmhonds Mannschaft wurden zu dauerhaften Begleitern von Alina und sind eine große Bereicherung.

Die Geschichte startet direkt rasant, wofür ich sehr dankbar war, denn die Autorin hätte sich hier durchaus auch mit endlosen Beschreibungen der Flucht verzetteln können. Allerdings lässt das Tempo im Mittelteil stark nach. Hier hätte man durchaus etwas kürzen oder noch das ein oder andere Ereignis einfließen lassen können. Am Ende wird dafür aber tüchtig an Fahrt aufgenommen und der Showdown ist umso spektakulärer. Immer wieder wurde ich von Wendungen überrascht, die ich so nicht hatte kommen sehen.

Da der erste Teil noch nicht lange zurückliegt hatte ich hier auch keine Schwierigkeiten mit den russisch geprägten Begriffen mehr. Inzwischen finde ich sogar, dass sie der Geschichte einen ganz besonderen, irgendwie märchenhaften Anstrich verleihen.

 

Fazit: Ein gelungener zweiter Teil, der eine schöne Brücke zwischen Auftakt und Finale schlägt. Die Charaktere entwickeln sich nachvollziehbar weiter und die Geschichte wird vorangetrieben. Da der Mittelteil für meinen Geschmack zu sehr an Fahrt verloren hat, reicht es auch diesmal leider nicht für 5 Sterne, trotzdem freue ich mich schon sehr auf den Abschluss der Trilogie. 4,5 Sterne