Rezension

Gelungener Abschluss der Trilogie

Runaway
von Anabelle Stehl

Bewertet mit 4 Sternen

Die Autorin hat mich schon mit ihren beiden anderen Bänden der Reihe von sich überzeugen können. Logischerweise hatte ich daher an Runaway natürlich die gleichen hohen Erwartungen. Nach dem in Band 2 im Epilog eine regelrechte Bombe platzte, war ich schon gespannt darauf, wie die Autorin das Thema Abtreibung in ihre Geschichte integrieren würde. Es ist das kontroverseste Thema in ihrer Trilogie und ich finde, gerade deshalb ist es auch so wichtig, das Stehl kein Tabu daraus gemacht hat. Allerdings fand ich hier schon, das sie an ein paar Stellen etwas sehr wie aus einem Zeitungsartikel klang, als sie darauf eingeht, welche Hürden es für Frauen nach wie vor gibt. Trotzdem, ich finde gut, das sie in einem romantischen Liebesroman darüber spricht und nicht so tut, als sei das kein Thema mit dem sich viele Menschen auseinander setzen.

Hi und da hätte ich mir vielleicht etwas mehr Sperrigkeit gewünscht. Ich finde das ein großer Teil ihres Umfelds zu positiv damit umgeht - das ist zwar ein Verhalten, das ich mir für alle Frauen die jemals vor der Frage stehen, ob sie ein Kind bekommen oder abtreiben wollen wünsche, aber es ist einfach nicht unbedingt realistisch. Ich hätte mir da irgendwie mehr Kontroverse gewünscht. Trotzdem finde ich es wichtig, welche Message Stehl mit ihrem Buch vertritt.

Auch hier steht natürlich im Fokus wieder eine Liebesgeschichte. Ich hatte ehrlich gesagt kein besonderes Bild von Miriam weil sie doch sehr im Hintergrund stand. Elias hatte da schon im Vorfeld mehr Profil. Umso mehr gefiel mir ihre langsame Annäherung. Ich mag es, wenn das Liebespaar etwas länger braucht, bis sie zueinander finden. Und hier spielte nicht eine glaubwürdige Unsicherheit eine Rolle, sondern auch die Frage, was man wirklich fühlt und was einem wirklich gut tut.

Vor allem Elias hat mit verschiedenen Baustellen zu kämpfen, sodass seine Reaktionen in verschiedenen Situationen glaubwürdig waren. Ich fand gerade auch Elias immer wieder sehr realistisch in seinem Denken, Handeln und Fühlen. Auf ihm lastet ein hoher Druck und zum Teil ist er überfordert mit der gesamten Situation. Ich fand es schön, das er in Miriam jemanden findet, die ihm ab und zu zeigt, was er eigentlich eh schon weiß. Und gleichzeitig unterstützt sie ihn. Mir gefiel sehr, wie Elias langsam erkennt, welche Gefühle er wirklich hat.

Miriam macht einiges durch, sie muss nach ihren Entscheidungen in der Vergangenheit die Situation mit ihrer Familie neu ordnen. Gerade ihre Schwester macht ihr große Vorwürfe. Dennoch hätte ich mir noch ein wenig mehr gewünscht. Das Thema bleibt irgendwie etwas zurückgedrängt. Ich kann es schwer beschreiben, aber ich finde, es hätte mehr Diskussion gebraucht. Vor allem auch in Miriams Freundeskreis und auch mit Elias.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, das es einfach sehr unglaubwürdig ist, das niemand außer Miriams Familie seine Meinung ausspricht und sonst alle sie ausnahmslos unterstützen. Traurig, aber leider Realität. Mag sein das Stehl hier eine Geschichte erzählen wollte, wie sie idealtypisch sein sollte. Aber da sie an sich sonst sehr darauf Wert legte, ihre Figuren eben nicht so einer Traumvorstellung entsprechen, sondern echte Menschen sein könnten, war ich ein klein wenig enttäuscht.

Trotzdem, im Grunde fand ich diesen Abschluss der Trilogie genauso gut wie auch schon Band 1 und Band 2. Ich freue mich schon, mehr von Anabelle Stehl zu lesen!